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  4. Drosten: In Podcast über Omikron-Daten: "Erstmal relativ beruhigend"

Deutschland Drosten über Omikron-Daten

„Man hat im Moment den Eindruck: Vielleicht baut sich da gar nicht so ein großes Problem auf“

„Das ist ein anderer Ton, als man ihn bisher von Drosten gehört hat“

Christian Drosten hat sich nach längerer Pause wieder ausführlich zu Wort gemeldet. Viele halten ihn für einen Verfechter eines Lockdowns. Unser politischer Korrespondent Thomas Vitzthum sagt, das sei nun ein „anderer Ton, als man ihn bisher von Drosten gehört hat“.

Quelle: WELT

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Christian Drosten ist mit seinem Corona-Podcast zurück aus der Weihnachtspause. Der Virologe hat sich die Zahlen zur Ausbreitung der Omikron-Variante angeschaut – und die stimmen auf den ersten Blick optimistisch. Allerdings gebe es einige Fallstricke. Auch Deutschland-spezifische.

Der Virologe Christian Drosten hat sich verhalten optimistisch über die Daten zur Gefährlichkeit der Omikron-Variante des Coronavirus geäußert. In seinem vom NDR produzierten Podcast sagte Drosten über die Situation in Großbritannien: „Die Einweisungsraten auf die Intensivstationen schleppen jetzt so langsam nach, aber ziemlich langsam. Wirklich so langsam, dass man da im Moment den Eindruck hat: Vielleicht baut sich da gar nicht so ein großes Problem auf.“

Man sehe in einigen Gebieten, beispielsweise in London, dass eine sehr steile Aufwärtskurve bei den Fallzahlen mittlerweile etwas abflache. Die Krankenhausaufnahmen stiegen mit Verzögerung zwar stark an. „Aber wir müssen differenzieren: In den Aufnahmen sehen wir, dass mehr als die Hälfte nicht wegen Corona aufgenommen worden sind, sondern wegen anderer Sachen (…), und im Aufnahmescreening (…) als Corona-Patienten auffallen. Da ist Corona nicht die führende Diagnose. Gleichzeitig sieht man aber im Moment noch nicht unbedingt dieses direkte Durchmarschieren auf die Intensivstationen. Das ist nur sehr selten zu sehen. Das ist natürlich erst mal relativ beruhigend.“

Omikron sorge wohl tatsächlich oft für weniger schwere Verläufe. Er verwies auf eine Studie des Imperial College London mit Stand kurz vor Weihnachten, nach der bei einer Omikron-Infektion das Hospitalisierungsrisiko insgesamt um bis zu 30 Prozent geringer sei als bei der Delta-Variante. Bei doppelt Geimpften sinke das Risiko um 34 Prozent, bei Menschen mit Booster-Impfung sogar um 63 Prozent. Bei den Ungeimpften, die sich mit der Omikron-Variante infizieren, sinkt demnach dieses Risiko immerhin um 24 Prozent.

Drosten warnte aber zugleich davor, die Variante zu unterschätzen. Bei der derzeitigen Ausbreitungsgeschwindigkeit werde die Variante schon Ende Januar auch in Deutschland dominant sein. Man könne bislang auch noch nicht mit Sicherheit sagen, wie sich die Rate von Hospitalisierten auf die Intensivbelastung auswirke. Zumal bisherige Daten vornehmlich aus dem Ausland stammten, und dort herrschten in mehrfacher Hinsicht andere Bedingungen als in Deutschland.

Zudem müsse man hierzulande „mit einer Impflücke arbeiten“, die Länder wie England nicht hätten. Grundsätzlich wolle er klarstellen, dass es „ein paar Restunsicherheiten gibt, die mehr sind als nur Restunsicherheiten“.

Beispielsweise habe man zuletzt gesehen, dass sich viele Kinder und deren Eltern infiziert hätten – aber weniger Ältere, die tendenziell stärker gefährdet sind. In den kommenden Wochen werde sich zeigen, zunächst wohl im Ausland, ob Omikron bei Älteren doch gefährlicher sein könnte als gemeinhin angenommen und für eine höhere Intensivbelastung sorgen könnte. Zudem könnten die eher beruhigenden Nachrichten aus Südafrika, wo Omikron als weniger schlimm wahrgenommen werde, zum Teil auch darin begründet sein, dass es dort aktuell Sommer und damit „richtig warm“ sei.

Drosten: „Will man das? Vernünftige Leute wollen das nicht“

Die Versuchung speziell für junge, gesunde Menschen, sich zum Vermeiden der Impfung absichtlich zu infizieren, sieht Drosten eher kritisch. Zwar sei die Überlegung nachvollziehbar. „Da muss man natürlich auch sagen: Ja, also klar. Logisch gedacht ist das so.“ Allerdings sei diese Idee letztlich doch zu undifferenziert. „Was nützt es mir denn als, sagen wir mal, mitte-zwanzigjähriger, fitter Mensch, dass fast jeder in meiner Altersklasse einen milden Verlauf kriegt, und mit Omikron wahrscheinlich sogar noch milder – aber es ausgerechnet mich erwischt. Es gibt junge Menschen, die auf der Intensivstation landen. Das ist einfach nicht auszuschließen.“

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Man sehe jetzt anekdotische Erfahrungen von Sportlern, teils Leistungssportlern, die zwar einen milden Verlauf, aber danach noch „wochenlang“ Probleme beim Training samt „Leistungseinbrüchen“ gehabt hätten. Grund dafür sei, dass das Virus das Lungengewebe schädige, auch bei jungen Menschen und selbst ohne schweren Verlauf der akuten Krankheit. „Man muss ja schon sehr ignorant sein, das zu übersehen. Zu sagen: Ich spare mir eine Impfung, aus irgendwelchen obskuren Gründen, die ich selber nicht so ganz verstehe, aber irgendwer hat gesagt, vielleicht ist die Impfung gefährlich und weiter interessiere ich mich nicht dafür – und nehme für mich das Risiko in Kauf, dass meine Lunge dann demnächst geschädigt wird. Will man das? Vernünftige Leute wollen das nicht.“

Er könne nicht ganz nachvollziehen, warum junge Leute einerseits tendenziell immer gesundheitsbewusster würden und beispielsweise oft auf das Rauchen verzichteten, aber dann den Schritt zur Impfung nicht gehen wollten. Eine Infektion sei kein Training für das Immunsystem, sondern ein „sehr spezifisches“ Lernen, das auf einen einzigen Erreger beschränkt sei. Grundsätzlich schädigten Infektionskrankheiten wie auch Covid-19 das Immunsystem, was die Widerstandskraft gegen andere Krankheiten herabsetzen könne. Diesen Nachteil gebe es bei den Impfungen gegen das Coronavirus nicht.

„Was richtig schützt gegen Omikron, ist die Dreifach-Impfung“

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Eine Auffrischungsimpfung ist aus Sicht des Virologen die beste Waffe gegen eine Infektion mit Omikron. „Was richtig schützt gegen Omikron, ist die Dreifach-Impfung“, sagte Drosten. Und: „Der Gewinn nicht geimpft zu zweifach geimpft ist nur zehn Prozent mehr, aber der Gewinn von zweifach geimpft zu dreifach geimpft ist dann fast eine Verdopplung.“

Auch eine dänische Studie aus dem Dezember zeige, wie wichtig Booster-Impfungen seien. Erst die dritte Impfdosis senke demnach das Risiko, sich mit Omikron anzustecken, signifikant, erklärte Drosten. Die doppelte Impfung trage wahrscheinlich weniger zur Verbreitungskontrolle bei. „Da sind wir ziemlich ungeschützt gegen Omikron und die Dreifach-Impfung, die macht den Unterschied.“

Am Freitag wollen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der Länder erstmals im neuen Jahr über den weiteren Corona-Kurs beraten. Dabei soll es auch um eine mögliche Änderung von Quarantäne-Regelungen gehen. Im Gespräch sind kürzere Zeiten insbesondere für Beschäftigte wichtiger Versorgungsbereiche, um zu viele Personalausfälle zu vermeiden. Drosten sagte, diese Verkürzung sei eine wichtige Überlegung. Bei einer großen Dynamik der Omikron-Welle werde man schließlich viele Arbeitskräfte verlieren, was „ein großer gesellschaftlicher Schaden“ wäre.

Mit Blick auf die nächsten Wochen und Monate sagte Drosten: „Wir werden ganz sicher auch eine steile Welle sehen, aber ich glaube, wir sind insgesamt auf einem Weg, so sagen wir mal Richtung Ostern, wo wir viele Möglichkeiten noch haben, viele Karten, die wir noch ziehen können.“ Man müsse das Infektionsgeschehen moderieren und an den richtigen Stellen nachsteuern, forderte er.

säd/ll mit dpa

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