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Love from Hell Datingchaos 2018: Wen soll ich wollen? Wen will ich wirklich?

Wer ist der Richtige? Und: Passt er zu meinem Umfeld? 
Wer ist der Richtige? Und: Passt er zu meinem Umfeld? 
© Juhy13 / Getty Images
Bei der Partnerwahl kuschen viele Frauen vor der Erwartungen von Freunden und Familie. Sie müssen sich fragen: Was will ich eigentlich wirklich? Gar nicht so einfach. Meist ist nur klar, was sie NICHT (mehr) möchten.

Wen oder was soll ich wollen – um ein anständiges, gesellschaftlich akzeptables "Vorzeigeleben" zu führen? Die Frage allein ist total bescheuert, klar. Dennoch soll sie in den Köpfen vieler Frauen trotz aller emanzipatorischen Überzeugungen unbewusst herumspuken, sobald es um die Partnerwahl geht. Das hat die Autorin Moira Weigel in ihrem Buch "Dating – eine Kulturgeschichte" festgestellt.

Das Problem: Wer seine eigenen Bedürfnisse verleugnet und falschen Idealen hinterherrennt, muss zwangsläufig irgendwann in Selbsthass versinken.

Konkret könnte das dann hierzu führen: Eine Frau, die aus einer angesehenen Arztfamilie kommt und (aber) total auf alternative Künstlertypen abfährt, muss sich, wenn sie glücklich werden will, am Ende auch vor ihrer Familie und (Spießer-)Freunden zu Larry, dem arbeitslosen DJ, bekennen, in den sie sich total verknallt hat. Umgekehrt dürfen sich Punkerinnen auf ihrem Bauwagenplatz nicht schämen, wenn sie ihr Herz zufällig an Horst-Maximilian aus Winterhude verschenken.

Sonst stehen sie am Ende genauso blöd da wie ein Veganer, der sich nachts um 5 Uhr im Vollsuff einen Royal TS reinzieht, weil er eben doch nur deshalb auf tierische Produkte verzichten wollte, weil das in seiner Clique gerade schick ist.

© Eiko Weishaupt

Henriette Hell: Love from Hell

Henriette Hell wurde 1985 geboren und arbeitet als Journalistin/Autorin in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. Ihr Buch "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt" ist 2015 erschienen und wurde prompt zum Bestseller. 2017 folgte "Erst kommen, dann gehen – Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert". Henriette schreibt gerne, ehrlich und lässig über Sex, weil sie findet, dass das viel zu wenig Leute tun.

Wer einen passenden Partner finden möchte, muss gnadenlos ehrlich zu sich selbst und anderen sein. Und sich fragen: Was will ich eigentlich wirklich? Viele haben das Problem, dass sie (ab 30) vor allem wissen, was sie NICHT (mehr) möchten. Hier mal ein beispielhafter Vergleich:

Was du mit 32 wollen SOLLST:

- sich langsam mal festlegen

- Heiraten

- Kinderkriegen

-Eigentumswohnung kaufen

-Führungsposition

Auf wen das hinauslaufen würde: Besagten Horst-Maximillian aus Winterhude, sympathischer Bankkaufmann mit Bausparvertrag und schickem Auto, der in seiner Freizeit gerne ins Fitnessstudio geht und dich zum Champagnersaufen auf Sylt einlädt.

Was du mit 32 wirklich WILLST:

-Unabhängigkeit

-eine echte, wilde Liebe

-Spaß (im Bett)

-kontinuierliche berufliche Selbstverwirklichung und Weiterentwicklung

-einen verrückten, außergewöhnlichen Lifestyle

-einen Seelenverwandten (aber muss das überhaupt mein Partner sein?!)

>>> Auf wen das hinauslaufen würde: Joey, freiberuflicher, mittelerfolgreicher Musiker, der mit dir die ganze Welt (vermutlich zum Teil auf deine Kosten) bereist, dir Halt gibt, neue Dinge beibringt, deine Kreativität befeuert und dich in vielen deiner (bekloppten) Vorhaben unterstützt.

Aber soweit muss man überhaupt erstmal kommen – dass man sich total verknallt.

Gesucht wird allerorts wie verrückt – vor allem im Netz. 31 Prozent der Deutschen sind aktuell Single. Laut Prognosen wird die Datingbranche in 2018 etwa 215 Millionen Euro umsetzen. Immerhin würden 80 Prozent der Millenials irgendwann heiraten wollen, schreibt Moira Weigel in ihrem Buch.

Tja, früher hat man irgendwann, irgendwo, irgendwen zufällig getroffen, der einen begeisterte. Dann hat es geknallt und man ist bestenfalls zusammen gekommen. Und heute? Kann man sich mithilfe von Dating-Apps täglich mit neuen Leuten verabreden, wenn man  genügend Zeit (und Nerven) dafür hat.

Die Krux: Oft chatten Suchende vor realen Treffen nur kurz miteinander (keine Zeit!). Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es passt, verschwindend gering. Spätestens, wenn dein Date im dritten Halbsatz fallen lässt, dass er mit Trump sympathisiert und grundsätzlich kein Trinkgeld gibt, merkst du, dass du dich zu früh verabredet und (mal wieder) deine Zeit verschwendet hast.

Neulich habe ich in einem Interview mit einem Wissenschaftler gelesen, dass man so um die hundert Leute daten müsse, um irgendwann beim Richtigen zu landen. Das sei reine Wahrscheinlichkeitsrechnung. Aber wer hat denn bitte so viel Zeit?! Da müsste man ja erstmal für ein halbes Jahr seinen Job kündigen, um fortan hauptberuflich auf Partnersuche gehen zu können. Schwierig …

Nichtsdestotrotz glauben 37 Prozent der Frauen und 33 Prozent der Männer an die eine, wahre Liebe. Aber die findet man eben nur, wenn man auf Herz und Bauch hört – und sich NICHT von gesellschaftlichen Idealen blenden lässt.

Fragen, die grundsätzlich nie falsch sind: Ist dein Date es wert in deinen Freundeskreis aufgenommen zu werden und (viel später) auch deiner Familie vorgestellt zu werden? Könntest du dir vorstellen jetzt sofort mit ihm eine ganze Woche auf einer einsamen Südseeinsel zu verbringen (ohne dich zu langweilen)? Schafft er es immer wieder, dich zu überraschen? Macht der Sex mit ihm süchtig? Dann: Go for it.

Ob ihr jetzt schlauer seid, oder nicht, ist mir egal. Glück wünsche ich euch in jedem Fall weiterhin bei der Suche nach dieser einen, ganz besonderen Person.

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