Kolumne „Import Export“ :
Für Jina

Von Ronya Othmann
Lesezeit: 4 Min.
Proteste in Teheran nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini am 19. September 2022.
Bei all dem Gerede über feministische Außenpolitik – wo ist die feministische Außenpolitik, wenn man sie braucht? Ein Nachruf auf Mahsa Amini.

Dies ist ein Nachruf. Und der Nachruf ist für dich, Jina. „Jina, Liebste, du stirbst nicht. Dein Name wird ein Symbol werden“, steht auf deinem Grabstein.

Ich will dich Jina nennen, Leben. Jina, wie deine Mutter dich nennt, als sie an deinem Grab kniet, weint, sich auf die aufgeschüttete Erde wirft, deinen Namen ruft, während eine Rose von deinem Grab in ihrer Hand zerfleddert.

Dein kurdischer Name, Jina, der dem persischen Mahsa wich, weil die Behörden deinen kurdischen Namen nicht duldeten. Und dieser Name Mahsa, der in deiner Geburtsurkunde, deinem Ausweis und deinen offiziellen Papieren, ja selbst in den Berichten der internationalen Medien über deinen Tod und über deinen Tod hinaus geschrieben steht. Was bedeuten Namen? Und welches Leben lebt man, wenn man nicht diejenige sein darf, die man ist?

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