Ein Kriegsverbrecher an der Hauswand
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Schutz für das Kriegsverbrecher-Grafitto: Es gehört Mut dazu in Belgrad, gegen ein Bild von Ratko Mladić zu protestieren. Die Frau, die hier abgeführt wird, hatte Eier auf das Wandbild geworfen. Bild: AFP
An einer Hauswand in Belgrad prangt das Porträt des serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladić. Die Hausgemeinschaft will es beseitigen. Doch der Staat hindert sie daran.
Ratko Mladić kam über Nacht. Am Morgen des 23. Juli war er plötzlich da: überlebensgroß, in Uniform, die rechte Hand militärisch zum Gruß erhoben, grimmig in die Ferne spähend. Klara Simić erschrak, als sie ihn das erste Mal sah. Wie kam Mladić zu ihr, auf die Fassade des Hauses Nummer 38 in der Njegoš-Straße in Belgrad?
Genau weiß sie das bis heute nicht, doch auf eine andere Frage fand die Hausgemeinschaft rasch eine Antwort: „Wir stellten Anzeige gegen unbekannt wegen Sachbeschädigung und beschlossen, das Bild übermalen zu lassen.“ Mladić, da seien sich alle einig gewesen (zumindest habe niemand widersprochen), sei ein Verbrecher und Massenmörder, der bis zu seinem letzten Atemzug ins Gefängnis gehöre, aber keinesfalls auf eine Hauswand. Schon gar nicht auf ihre.
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