Hamburg bleibt rot, mit 39,2 Prozent ist die SPD die stärkste Kraft. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kann weiter regieren. Beim Blick auf unsere detaillierte Wahlkarte zeigt sich, dass die Sozialdemokraten vor allem dort gut abschneiden, wo die Arbeitslosigkeit eher hoch ist und wo relativ viele Menschen mit Migrationshintergrund leben – wie zum Beispiel Billstedt im Osten der Stadt oder im südlich der Elbe gelegenen Wilhelmsburg. Doch auch in den wohlhabenden Elbvororten und den ländlich geprägten Gegenden im Südosten, in denen es ehemals auch CDU- und FDP-Hochburgen gab, dominiert die SPD.

Trotz des Wahlsiegs müssen die Sozialdemokraten allerdings vielerorts leichte Stimmenverluste hinnehmen, am größten ist der Verlust in den Wahllokalen im Bezirk Nord. Dort hatte eine Freikarten-Affäre rund um ein Rolling-Stones-Konzert im Hamburger Stadtpark vor drei Jahren für Aufsehen gesorgt, die Ermittlungen laufen noch immer – im Mittelpunkt steht ein ehemaliger SPD-Bezirksamtsleiter.

Die Grünen, die mit voraussichtlich 24,2 Prozent als zweitstärkste Fraktion in die Bürgerschaft einziehen werden, punkten besonders in den wohlhabenderen Innenstadtvierteln und Szenestadtteilen – zum Beispiel in Rotherbaum, dem Schanzenviertel oder in Ottensen. Allerdings legen die Grünen nahezu flächendeckend etwas zu, in dem sehr ländlichen Stadtteil Cranz im Alten Land kommen sie sogar auf 30 Prozent. 

Hamburgs grüner Kern

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Farbwechsel im Hamburger Westen

In einigen Stadtteilen in Altona und Eimsbüttel haben die Grünen die Sozialdemokraten als stärkste Kraft verdrängt. In einer ganzen Reihe von Eimsbütteler Wahllokalen kommen die Grünen sogar auf mehr als 40 Prozent aller Stimmen. 

Während Hamburg im Kern grüner geworden ist, mussten andere Parteien ihre Hochburgen aufgeben. Die FDP hat überall Wählerinnen und Wähler verloren, besonders ins Auge fällt dabei die Entwicklung am westlichen Rand Hamburgs: In wohlhabenden Stadtteilen wie Blankenese, Othmarschen, Nienstedten wohnt eigentlich die Stammklientel der Liberalen. Mit Blick auf den Rest Hamburgs schneidet die FDP in diesen Vierteln zwar immer noch relativ gut ab. Allerdings musste die Partei ausgerechnet dort auch enorme Verluste hinnehmen, in Nienstedten verlor sie fast 10 Prozentpunkte – während die Grünen ordentlich aufholten. Die FDP hat den Einzug in die Bürgerschaft mit 4,9 Prozent knapp verpasst.

Die Linke konnte ihr Ergebnis von 2015 (8,5 Prozent) leicht steigern auf 9,1 Prozent. Beim Blick auf die Karte gibt es kaum Überraschungen: Die Partei, die als einzige im Wahlkampf auf das Thema soziale Gerechtigkeit setzte und einen Mietendeckel nach Berliner Vorbild forderte, konnte wieder in den linksalternativen Szenevierteln und Arbeitervierteln Stimmen einfahren. Besonders stark sind die Linken daher auch diesmal im Schanzenviertel, auf St. Pauli und dem Kleinen Grasbrook, große Zugewinne kann die Partei auch in einzelnen Wahllokalen auf der Veddel und in Wilhelmsburg verzeichnen – zwei Stadtteile, in denen die Partei recht gut vernetzt ist und in denen viele Studierende und Menschen mit Migrationshintergrund leben.

Die Hochburgen der Parteien

11,2 Prozent, welch eine Niederlage: Für die CDU war es das schlechteste Ergebnis in Hamburg jemals. Seit Jahren haben die Christdemokraten einen schweren Stand in der Hansestadt, 2015 kamen sie bereits auf nur 15,9 Prozent. Der Versuch, sich nun als moderne, innovative Großstadtpartei zu präsentieren, ging offensichtlich schief: In den urbanen Vierteln im Westen der Stadt liegen die Zustimmungswerte überwiegend im einstelligen Bereich. 

In den wohlhabenden Walddörfern im Nordosten, in den Elbvororten und im Villenviertel Othmarschen schneidet die CDU etwas besser ab. Immerhin: In den landwirtschaftlich geprägten, dünn besiedelten Gegenden im Südosten Hamburgs kratzen die Christdemokraten noch an der 20-Prozent-Marke und kommen teils sogar darüber. Doch selbst in diesen, der CDU traditionell wohlgesinnten Stadtteilen, büßt die Partei jeweils ein paar Prozentpunkte ein.

Mit 5,3 Prozent schafft die AfD den Einzug in die Bürgerschaft laut Auszählung am Wahlsonntag nur knapp, das Ergebnis liegt unter dem von 2015. Hamburg ist generell ein schwieriges Pflaster für die Partei – in einem Wahllokal in Billbrook, im Osten der Stadt, wurde sie mit 24 Prozent allerdings zweitstärkste Kraft nach der SPD. Bereits bei der Europawahl 2019 war die AfD hier besonders stark. In keinem anderen Hamburger Stadtteil ist die Arbeitslosenquote so hoch wie in Billbrook, die Wahlbeteiligung war dort schon bei vergangenen Wahlen gering. Diesmal lag sie bei 23,8 Prozent.