Noch am Sonntag machte sich der Botschafter der Zentralafrikanischen Republik in Brüssel für die Tennislegende stark: Boris Becker besitze einen Diplomatenpass seines Landes und könne sich deshalb in seinem Insolvenzverfahren auf diplomatische Immunität berufen, teilte Daniel Emery Dede in einer Presseerklärung mit und verwies auf das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen. Doch nur einen Tag später sind diese Sätze Makulatur.
In der Posse um den Diplomatenstatus von Boris Becker schaltete sich am Montag der Außenminister der Zentralafrikanischen Republik ein. Becker sei kein offizieller Diplomat des Landes, sagte Charles Armel Doubane der Zeitung "Die Welt". Er widersprach damit seinem Botschafter und der Darstellung von Beckers Anwälten.
Klare Abfuhr für Boris Becker
Doubane zeigte sich über die Vorgänge verärgert. "Wir wollen nicht, dass Boris Beckers inoffizielle Position für unser Land mit seinen finanziellen Problemen assoziiert wird. Wir sagen klar, dass unser Land bei jeglichen rechtlichen Verfahren gegen Boris Becker die Justiz in keinerlei Weise behindern wird", stellte Doubane klar. Sein Land trete für Rechtsstaatlichkeit ein, sagte der Außenminister. Deshalb könne "die Zentralafrikanische Republik Boris Becker vor einem Gericht nicht schützen".
Zugleich widersprach Doubane der Darstellung, dass Becker einen Diplomatenpass besitze und offiziell für sein Land tätig sei. Doubane erklärte, er habe nie eine Unterschrift unter eine Ernennung Beckers zum Diplomaten geleistet und der Präsident habe ihn auch nicht darum gebeten. Zwar sei es zu einem Treffen zwischen Becker und dem Zentralafrikanischen Präsidenten Faustin Archange Touadéra gekommen. Er bestätigte auch, dass es dabei darum ging, wie Becker dem Land Kontakte in Sachen Sportförderung vermitteln könne. Zum "offiziellen Diplomaten" sei Becker dadurch aber nicht geworden.
Verfahren gegen Becker geht weiter
Mit dem juristischen Kniff der diplomatischen Immunität wollten Beckers Anwälte das gegen ihn in London anhängige Insolvenzverfahren vorzeitig beenden. Eigentlich sollte das Insolvenzverfahren gegen Becker diese Woche auslaufen, Becker wäre damit schuldenfrei gewesen. Doch Insolvenzverwalter Mark Ford stellte einen Antrag auf Verlängerung und warf Becker mangelnde Kooperation vor. Zum Beispiel verlangt er Auskunft über den Verbleib eines Teils von Beckers Trophäen. Noch am Montag war eine Anhörung am High Court in London angesetzt.