In der Affäre um einen groß angelegten Munitionsdiebstahl mutmaßlich durch Spezialkräfte der sächsischen Polizei hat Landesinnenminister Roland Wöller (CDU) den Präsidenten des Landeskriminalamts (LKA) abgelöst. LKA-Chef Petric Kleine sei mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion entbunden worden, teilte das Innenministerium in Dresden mit. Wöller entließ zugleich auch den für Spezialkräfte zuständigen Abteilungsleiter im LKA.

Der personelle Neuanfang sei notwendig, "um das Vertrauen in die für die Kriminalitätsbekämpfung in ganz Sachsen zentrale Behörde und ihre Führung wiederherzustellen", teilte der Minister mit. Parallel dazu werde nun die Aufklärung über die jüngsten Vorfälle vorangetrieben. Nachfolgerin von Kleine soll die bisherige Präsidentin der Polizeidirektion Chemnitz, Sonja Penzel, werden.

Unerlaubtes Schießtraining soll mit Munition bezahlt worden sein

Hintergrund des Personalwechsels sind Ermittlungen, wonach Angehörige einer LKA-Spezialeinheit 2018 illegal an einer Schießübung teilgenommen und dafür mit Munition aus Beständen der sächsischen Polizei bezahlt haben sollen. Mindestens 7.000 Schuss Munition sollen hierfür entwendet worden sein. Diese hat laut LKA einen Gegenwert von 5.000 Euro. Das Training war demnach zuvor bei einem Vorgesetzten beantragt, von diesem aber verboten worden. Darüber hätten sich die Beamten dann jedoch hinweggesetzt.

Der Fall wurde in der vergangenen Woche bekannt, es gab Hausdurchsuchungen. Der Kommandeur und drei Schießausbilder wurden bereits vom Dienst suspendiert. Gegen 13 weitere Polizisten, die mutmaßlich am Schießtraining teilnahmen, wird wegen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Diebstahl ermittelt.

Laut der Dresdner Generalstaatsanwaltschaft stießen die Behörden durch Ermittlungen gegen den damaligen Chef der Betreiberfirma des Schießplatzes auf den Vorgang. Sie prüften nach eigenen Angaben auch Verbindungen zu der 2017 in Mecklenburg-Vorpommern aufgeflogenen rechtsextremistischen Gruppe "Nordkreuz", deren Mitglieder großteils aus dem Umfeld von Polizei und Bundeswehr stammten. Dafür gebe es bisher allerdings keine Belege, hieß es.

Im Zusammenhang mit der Gruppierung "Nordkreuz" spielte auch Munition eine Rolle. So verurteilte das Landgericht Schwerin ein früheres Mitglied eines Spezialeinsatzkommandos der Polizei Mecklenburg-Vorpommern zu einer Bewährungsstrafe, da es Waffen und Patronen gehortet hatte.

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