Zu den wenigen, wenn auch zweifelhaften, Freuden einer Pandemie gehören die Witze, die sie hervorbringt. Einer geht so: Wer wird als Letztes geimpft? Die Baumarktmitarbeiter! Die hat niemand gefunden. Ha ha. Ein anderer: Was ist der Unterschied zwischen Klopapier und Corona-Impfstoff? Gibt keinen! Es muss nur knapp sein, dann reißen die Deutschen es dir aus den Händen.

Entschuldigung, wirklich witzig sind sie nicht, aber auch der zweite hat offenbar einen wahren Kern: Während die Impfbereitschaft im vergangenen Jahr bei 50 Prozent der Bevölkerung dümpelte, stieg sie nun auf etwa zwei Drittel, womöglich auch seit die wenigen ersten Impfdosen in den Pflegeheimen und Impfzentren verabreicht werden. Und seit allerorten über die Probleme beim Nachschub berichtet und geschimpft wird. Gibt zu wenig? Muss ich haben!

Gar nicht witzig ist das für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Impfzentren, wo täglich verzweifelte Menschen auftauchen, die noch nicht dran sind, aber unbedingt die Impfung wollen. Jeden Tag müsse er ein bis fünf Leute abweisen und vertrösten, erzählte mir jemand, der in einem solchen Zentrum für das Impf-Management zuständig ist. Panisch seien manche. Und für diese Verzweifelten, unter denen auch viele zu Risikogruppen gehören, ist es genauso wenig lustig.

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Es gibt etwas, das die Deutschen noch mehr hassen als leere Klopapierregale, und das sind Vordrängler. Der SWR meldet sie in Koblenz: Ein Impfzentrum habe 127 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr geimpft, obwohl sie noch nicht dran waren. In Sachsen-Anhalt sind einige Landräte, Stadträte und der Oberbürgermeister von Halle schon immunisiert, obwohl auch sie nicht der Gruppe mit der höchsten Priorität angehören. "Egoistisches Vordrängeln" nennt es die Hamburger Morgenpost. Und für einen Testlauf eines mobilen Impfzentrums in Stendal wurden 320 Polizisten geimpft, die erst zu Gruppe drei gehören. Der verantwortliche Landrat erklärte sich daraufhin im Interview auf ZEIT ONLINE. Auch Geschäftsführer von mindestens zwei Kliniken ließen sich außerhalb der Reihenfolge impfen. Ergebnis: öffentliche Empörung. Gegen einen DRK-Funktionär gab es nach einer mutmaßlich ungerechtfertigten Impfung offenbar Morddrohungen.