Im vergangenen Sommer, der Wahlkampf war bereits eröffnet, und eine wissenschaftliche Studie hatte, wen wundert’s, gerade wieder belegt, dass auch im Kulturbetrieb keine Geschlechtergerechtigkeit herrscht, nutzte Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Chance, eine frauenpolitische Initiative anzuregen, einen Runden Tisch, an dem sie sprach: "Wir Frauen haben ja (...) gegenüber Männern auch noch einiges aufzuholen, was die hohe Kunst des Selbstlobs betrifft." Worauf sie die Teilnehmerinnen daran erinnerte, dass in ihrer Behörde der Anteil beschäftigter Frauen ganz besonders hoch sei. Wenn es nach der Selbsteinschätzung geht, war die Bundeskulturpolitik der vergangenen vier Jahre eine außerordentlich erfolgreiche Epoche, ein Goldenes Zeitalter geradezu. Gleichwohl hat sich der klassische Anlass, Kulturpolitiker zu loben, nämlich dafür, dass sie Gelder auftreiben, inzwischen in Wohlgefallen aufgelöst. Denn in Zeiten der Haushaltsüberschüsse ist es keine Raketenwissenschaft mehr, das eigene Budget aufzustocken, und man könnte genauso gut fragen, wieso es nicht mehr war.
Kulturpolitik: Ist es Frau Grütters’ Schuld, wenn es in der deutschen Kulturpolitik so wenig Neues, Kluges, Schönes gibt?
Viele Herausforderungen, einige Chancen, heftige Streitfälle: Eine Bilanz der Arbeit der Kulturstaatsministerin