Ein Auto, das nicht tanken oder laden muss und trotzdem fährt. Klingt unmöglich? Das Start-up Sono Motors will so ein Auto ab Herbst 2021 bauen. Der Sion produziert über Fotovoltaik-Paneele in der Karosserie elektrische Energie. Auf dem Dach, den Türen und der vorderen Haube. Zumindest bis zu 34 Kilometer weit soll der Sono Sion täglich kommen. Genug für viele Kurzstrecken, für die das Elektroauto ohnehin prädestiniert ist. Für längere Strecken kann man es an die Steckdose hängen. Die Idee klingt auf den ersten Blick so einleuchtend, dass man sich fragt, warum nicht längst alle Autos über diese Technologie verfügen. Aber das hat seine Gründe.

Sono Motors ist es gerade gelungen, die weitere Finanzierung über eine Crowdfunding-Kampagne zu sichern: Mehr als 50 Millionen Euro sind zusammengekommen. Wenn alles klappt, soll der Sono Sion mit 255 Kilometern Batterie-Reichweite für 25.500 Euro verkauft werden. Allerdings sind Zweifel angebracht, ob das am Ende gelingt. Die Konkurrenz durch die großen Autokonzerne ist hart. Was für die Fertigung zumindest einer Kleinserie des Sion spricht, ist seine Funktion als Prestigeprojekt: Etliche Unternehmen aus der deutschen Zulieferindustrie, wie ElringKlinger beim Batteriesystem, sind bereit, ihren Teil zum Erfolg beizutragen.

Solarzellen auf der Garage lohnen sich mehr

Neben Sono Motors kündigt die Firma Fisker im batterie-elektrischen SUV Ocean ein Solardach an. Verkaufsstart in Europa: frühestens 2022. Wenn das Geld für die Serienproduktion ausreicht. Hätte, wäre, könnte? Während der Ansatz, Sonnenenergie fürs Auto direkt einzusetzen, auf Showcars häufig vorkommt, ist zurzeit nur ein einziges Produkt tatsächlich erhältlich: Für 3.000 Euro Aufpreis produziert der Toyota Prius Plug-in-Hybrid selbst Strom. "Bis zu 1.000 Kilometer" pro Jahr sollen möglich sein. Laut Toyota haben die Zellen im Dach eine Leistung von 180 Watt. In einem Prototyp mit höherem Wirkungsgrad und mehr Fläche haben die Japaner 860 Watt gezeigt. Bei einem Durchschnittspreis von 30 Cent pro Kilowattstunde rechnet sich der Aufpreis für Kundinnen und Kunden jedoch nicht: Mit diesem ließen sich rund 10.000 Kilowattstunden bezahlen. Der theoretisch mögliche jährliche Ertrag des Solardachs liegt dagegen nur bei 100 bis 200 Kilowattstunden.

Volker Quaschning, Professor für Energiesysteme an der HTW Berlin, findet es gut, dass Solarzellen auf dem Autodach die Aufmerksamkeit für die Energiewende an sich erhöhen, obwohl sie bei nüchterner Betrachtung lediglich "ein nettes Gimmick" sind. Wirklich sinnvoll seien dagegen Fotovoltaik-Paneele auf der viel größeren Garage, dem Carport oder dem Hausdach: "Für 10.000 Kilometer Fahrleistung braucht man rund 2.000 kWh an elektrischer Energie", rechnet Quaschning vor. "Dafür benötigt man etwa 2.000 Watt an Solarleistung, wofür bei Hochleistungsmodulen rund 10 Quadratmeter ausreichen." Prinzipiell könne rein rechnerisch demnach so viel installiert werden, wie ein Durchschnittsauto mit Elektroantrieb im Jahr bräuchte. Und wer selbst Strom produziert, möchte davon in der Regel auch so viel wie möglich selbst verbrauchen.