Die EU-Kommission hat von ihrem Vorschlag Abstand genommen, die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat für weitere zehn Jahre zu verlängern. Wie ein Sprecher nach der wöchentlichen Sitzung der Kommission sagte, strebt die Behörde nun in Abstimmung mit den Mitgliedstaaten eine Verlängerung zwischen fünf und sieben Jahren an.

Vorausgegangen war ein Streit mit dem EU-Parlament. Die Parlamentarier lehnten die zunächst von der EU-Kommission vorgeschlagene Verlängerung um zehn Jahre ab. Stattdessen forderte das Straßburger Parlament ein endgültiges Aus für das Herbizid bis spätestens zum 15. Dezember 2022. Die Entscheidung des Parlaments war allerdings nicht bindend.

Einige der Parlamentarier wären sogar noch weiter gegangen: Doch der Vorschlag des Umweltausschusses, die Zulassung bereits in drei Jahren auslaufen zu lassen, fand keine Mehrheit. Zugleich forderte die EU-Volksvertretung strengere Auflagen für den Einsatz des Pestizids – etwa ein Verbot der Behandlung kurz vor der Ernte, wie das bereits in Deutschland gilt. Auch auf Spielplätzen und in Parks soll das Unkrautvernichtungsmittel nach dem Willen des Europaparlaments EU-weit verboten werden. Nun ist die EU-Kommission weitgehend auf die Forderungen des Parlaments eingegangen. Mit der Übergangsfrist soll den Landwirten Zeit zur Entwicklung von Alternativen gegeben werden.

Der Einsatz des Unkrautvernichters ist in Europa hochumstritten: Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC stuft die Chemikalie als "wahrscheinlich" krebserregend ein, Aufsichtsbehörden in Deutschland und der EU kamen zu einem anderen Schluss.

Glyphosat ist ein sogenanntes Totalherbizid, es wirkt auf alle grünen Pflanzen. Der Wirkstoff blockiert ein Enzym, das Pflanzen zur Herstellung lebenswichtiger Aminosäuren brauchen, das aber auch in Pilzen und Mikroorganismen vorkommt. Wo Glyphosat ausgebracht wird, wächst kein Gras mehr, auch kein Kraut, Strauch oder Moos. Ackerflächen können so vor oder kurz nach der Aussaat und nochmals nach der Ernte unkrautfrei gemacht werden.

"Glyphosat ist ein Symbol", sagt Horst-Henning Steinmann von der Universität Göttingen. "Es steht als weltweit dominierendes Pflanzenschutzmittel für eine Form der Landwirtschaft, die viele Kritiker hat." Ein weiterer Faktor sei, dass es von Konzernen wie Monsanto in vielen Ländern im Paket mit gentechnisch veränderten Pflanzen angeboten werde. "Damit steht Glyphosat indirekt auch für Gentechnik."

"Glyphosat ist ein gutes Produkt und sollte in der EU weiterhin zugelassen werden", hatte BASF-Chef Kurt Bock vor der Abstimmung gesagt und damit das Produkt verteidigt. "Die Verteufelung, die in Deutschland passiert, ist abenteuerlich."

Der vom US-Konzern Monsanto entwickelte Wirkstoff wurde 1974 erstmals zugelassen. Im Jahr 2000 lief das Patent aus, seither werden glyphosathaltige Produkte auch von anderen Herstellern angeboten. Verkauft werden jährlich rund 850.000 Tonnen solcher Mittel, in Deutschland sind es etwa 5.000 Tonnen.