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Verwilderte Tiere Millionen von Streunerkatzen fristen elendes Dasein in Deutschland

Eine Katze sitzt auf einem Autoreifen
Verborgenes Leid: Während im Ausland Straßenkatzen oft zum Stadtbild gehören, leben viele wildlebende Katzen in Deutschland versteckt und ohne Kontakt zu Menschen
© Wirestock / Imago Images
Wilde Hauskatzen kennen viele Menschen aus Urlaubsländern. Doch auch in Deutschland gibt es Millionen von ihnen. Diesen Tieren geht es oft sogar schlechter als den Streunern im Ausland.

Die Zahl der Streunerkatzen in Deutschland steigt und hat nach Einschätzung von Tierschützern siebenstellige Dimensionen erreicht: So geht der Deutsche Tierschutzbund von etwa zwei Millionen Katzen aus, die landesweit ohne menschliche Obhut tagtäglich einen elenden Überlebenskampf führen. Die Organisation mit Hauptsitz in Bonn veröffentlichte jetzt erstmals einen detaillierten Bericht zu Streunerkatzen in Deutschland – warum es sie überhaupt gibt, wie sie leben und wie sich das tierische Elend lindern ließe.

"Das Leid der Straßenkatzen in Deutschland ist immens", lautet ein Fazit des "Großen Katzenschutzreports". Es habe sich in den vergangenen Jahren "zu einem der größten unbemerkten Tierschutzprobleme in Deutschland" entwickelt. Die Zahlen der verwilderten Tiere sind demnach Schätzungen. Genaue Daten zu erheben sei kaum möglich, weil die Streuner oft an versteckten Stellen leben und die Sterberate hoch sei.

Unkastrierte Katzen sorgen für viel Nachwuchs

Für den Report befragten dessen Autorinnen und Autoren einerseits Tierheime, die oftmals Meldungen aus der Bevölkerung über freilebende Katzen bekommen und diese teils auch an speziellen Futterplätzen versorgen. Andererseits gab es eine Umfrage unter Katzenbesitzern, die etwa angeben sollten, ob ihre Tiere daheim kastriert sind.

Als einen Grund für die unkontrollierte Vermehrung führt der Katzenschutzreport an, dass es keine flächendeckende Kastrationspflicht für Hauskatzen in Deutschland gibt. Diese wird von den Tierschützern jedoch vehement gefordert. Zwar gebe es vereinzelt Regelungen in Gemeinden. Sie seien aber völlig unzureichend, um das Elend der Straßenkatzen in den Griff zu bekommen, geht aus der Untersuchung hervor.

Der Tier-Boom der Corona-Pandemie habe das Problem verschärft: Während der Lockdowns haben sich demnach viele Menschen Haustiere angeschafft. Längst nicht alle Katzen und Kater wurden kastriert.

Unkastriert kann schon eine einzige Katze für extrem viel Nachwuchs sorgen – binnen zehn Jahren können es theoretisch 200 Millionen Nachkommen sein.

Straßenkatzen in Deutschland sind in den meisten Fällen Nachfahren unkastrierter Hauskatzen. Vermutlich sind etwa zehn Prozent der deutschlandweit etwa 15,2 Millionen Katzen, die ein Zuhause haben, fortpflanzungsfähig, ergab die Umfrage unter Katzenbesitzern für den "Katzenschutzreport".

Streuner sind krank, schwach und leben oft nur wenige Monate

Die Lebenserwartung von verwildert lebenden Katzen beträgt oft nur etwa sechs Monate, wie der Tierschutzbund erklärt. Sie sind meist krank, unterernährt und haben Verletzungen. Im Gegensatz dazu kann ein Stubentiger mit einem Zuhause gute 20 Jahre alt werden.

Die Tierschützer weisen auch darauf hin, dass es den Streunerkatzen in Deutschland oft sogar schlechter geht als beispielsweise in Ländern Südeuropas, wo sie zum Straßenbild gehören und meist von Freiwilligen gefüttert werden. Denn in unseren Städten sei kein Platz für die Streuner.

Viele Menschen hierzulande wüssten nicht, dass es sie überhaupt gibt. Die Tiere lebten im Verborgenen in Schrebergärten, Industriegebieten, auf Firmengeländen oder verlassenen Gehöften ohne Kontakt zu Menschen und mit entsprechend viel Angst vor ihnen. Solche Tiere seien über Tierheime in den meisten Fällen unvermittelbar.

Diejenigen Streuner, die an Futterstellen von Tierschutzvereinen gefüttert und kastriert werden, haben demnach noch Glück. Andere müssen komplett ohne menschliche Hilfe auskommen. Schon die Jungtiere sind oft unterernährt und krank, zeigt der Katzenschutzreport.

Katzen sind Haustiere, die von Menschen versorgt werden müssen, wie die Tierschützer betonen. Es sei ein Irrglaube, dass sie auch allein zurecht kommen und sich einfach ein paar Mäuse zum Überleben fangen können.

Quelle: "Der große Katzenschutzreport", Deutscher Tierschutzbund

Sehen Sie in der Fotostrecke: Katzen können sich allein versorgen und brauchen den Menschen nicht? Das sind nur zwei von vielen Irrtümern über die beliebten Tiere. Und wussten Sie, dass es in Deutschland jede Menge Straßenkatzen gibt?

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