Mit dem Versand von Büchern begann in den Neunzigerjahren der Aufstieg von Amazon zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt. Entsprechend respektiert wie gefürchtet ist der Konzern aus Seattle bei den Buchhändlern. In Deutschland erschüttert nun ein Ereignis den Markt, das nicht nur seltene Einblicke in die Hintergründe eines öffentlich nur wenig beachteten Geschäfts ermöglicht – sondern auch die Position von Amazon weiter stärken könnte.

Hintergrund sind die wirtschaftlichen Probleme des Stuttgarter Buchgroßhändlers Koch, Neff & Volckmar (KNV). Das Unternehmen, außerhalb der Branche kaum geläufig, garantiert Lesern einen gern und oft genutzten Service: Bücher, die in einer Buchhandlung nicht vorrätig sind, werden in aller Regel bis zum Morgen des nächsten Tages geliefert. Dafür unterhält KNV in Erfurt ein riesiges Lager mit 590.000 Titeln von mehr als 5.000 Verlagen. Das Unternehmen bedient 5.600 Buchhandelsfilialen und ist damit nach eigenen Angaben vor dem Wettbewerber Libri das größte dieser Art in Deutschland. Ende vergangener Woche stellte es wegen Überschuldung einen Insolvenzantrag. Unmittelbar zuvor waren Gespräche mit möglichen Investoren gescheitert.