Das Nebengebäude einer Grundschule in Nordrhein-Westfalen, Raufasertapete, blauer Veloursteppich. Es ist der letzte Dezember vor Corona. Die Musiklehrerin Alexandra Weber, 41, schiebt ein Bänkchen unter die Füße eines Siebenjährigen, der sich gleich auf dem Klavier durch Lasst uns froh und munter sein quälen wird. Eher Graubrot für Weber, die eigentlich Musikerin ist. "Ich will nicht mehr", sagt das Kind schon nach dem ersten Durchlauf. "Jetzt die linke Hand", antwortet Alexandra Weber ruhig, aber bestimmt. "Die rechte Hand geht schlafen", darauf der Junge: "Mein ganzer Körper will schlafen."
Mittelschicht: Viel Arbeit, wenig Geld
Warum kommen so viele, die sich zur Mittelschicht zählen, nicht mehr zu Wohlstand – ganz anders als ihre Eltern? Unsere Autorin hat sich die Nöte der Durchschnittsverdiener angesehen und fragt sich, was in den Achtzigerjahren, dem Jahrzehnt ihrer Kindheit, so anders war.
Von
Julia Friedrichs