Die Welle weist den Menschen in seine Schranken – bis heute birgt das Naturphänomen Rätsel

Ein Ungeheuer wird geboren

Sein Vater ist der Wind. Wenn er seine Krallen ausfährt und in die makellose Oberfläche des Meeres greift, erschafft er Wellen. Eine Welle kann werden, was die Schwerkraft nicht zu zügeln vermag. Zunächst raut der Wind das Glatte auf, ein planer Meeresspiegel bekommt erste Dellen. Die packt der Wind sich, hebt sie an, schiebt sie vor sich her. Lässt er nicht nach, schenkt er weiteren Wellen das Leben. Aus einer stillen See werden tobende Wogen, die, von der väterlichen Energie gespeist, ihre Reise über das Meer beginnen. Der amerikanische Künstler Robert Longo hat sie als Gischt speienden Drachen gemalt – stoppen kann dieses Tier nur der Meeresgrund, die Küste oder ein anderes Hindernis. Der Mensch muss zusehen, dass er mit heiler Haut davonkommt. Wasser ist der Beginn allen Lebens, sammelt es sich in unbeherrschbarer Menge, bedeutet es seinen Untergang.