Sieben prominente britische Abgeordnete haben aus Protest gegen den Führungsstil des Vorsitzenden Jeremy Corbyn die Labour-Partei verlassen. Ihre Entscheidung begründeten sie unter anderem mit dem Brexit-Kurs und einem "institutionalisierten Antisemitismus" in der Partei.

Die Politikerinnen und Politiker kritisieren, dass der Parteichef sich nicht vehement genug gegen die Pläne der Regierung von Premierministerin Theresa May zum Austritt des Landes aus der EU gestellt habe. Unter ihnen sind des Weiteren Chuka Umunna, Mike Gapes, Ann Coffey, Gavin Shuker und Angela Smith. Besonders hart dürfte die Partei der Rücktritt des Abgeordneten Umunna treffen. Er gilt als Jungstar seiner Partei und führt eine Gruppe an, die ein zweites Brexit-Referendum fordert. 

Die ebenfalls ausgetretene Abgeordnete Luciana Berger sagte, die Spitze um Corbyn habe es versäumt, den Hass gegen Juden in den eigenen Reihen zu thematisieren. Der Abgeordnete Chris Leslie sagte, die Weltanschauung der Parteispitze sei "engstirnig und veraltet". Für sie gebe es nur "Tyrannen und Unterdrückte, Klassenfeinde", dabei sei die moderne Welt viel komplizierter. Es sei unverantwortlich, es Corbyn zu erlauben, nächster Premierminister Großbritanniens zu werden.

Corbyn war 2015 mit Unterstützung der Basis an die Parteispitze gelangt. Viele Abgeordnete lehnen den von ihm eingeschlagenen Kurs aber ab. Labour verfügte im Unterhaus bisher über 256 Sitze. Der Austritt von sieben von ihnen ist für Corbyn ein schwerer Dämpfer. So viele Abgeordnete haben sich seit Jahrzehnten nicht mehr von der Partei abgespalten. 1981 verließen vier hochrangige Mitglieder Labour, um die sozialdemokratische Partei zu gründen.