Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat sich erleichtert darüber gezeigt, dass das Misstrauensvotum gegen die britische Premierministerin Theresa May gescheitert ist. Durch das Votum vom Mittwochabend sei mit Blick auf den EU-Austritt Großbritanniens ein "totales Chaos abgewendet" worden, sagte Maas dem Deutschlandfunk. Laut Maas hätte bei einer Abwahl Mays "wahrscheinlich niemand mehr gewusst, wie es weitergehen soll".

Im Hinblick auf den EU-Gipfel am Donnerstag sieht der Außenminister keine weitere Möglichkeit für Verhandlungen mit Großbritannien. Das gelte auch für die umstrittene Notfalllösung zur Grenzfrage zwischen Irland und Nordirland. Das Abkommen sei eine Grundlage für Entscheidungen, nicht für Verhandlungen, sagte Maas. Bei der Einigung sei Brüssel der Regierung in London bereits entgegengekommen. May wiederum hofft auf ein Entgegenkommen der EU-Regierungschefs.

Maas sagte, mit May bestehe "noch mal eine Chance", eine Mehrheit im Unterhaus für das fertige Brexit-Abkommen zu bekommen. "Man muss alles unternehmen, um zu verhindern, dass es zu einem harten Brexit kommt." Jetzt sei es an den Briten, zu sagen, wie es weitergehen soll.

Angesichts der unsicheren Lage bereite sich die Bundesregierung Maas zufolge längst auch auf einen harten Brexit ohne vertragliche Regelung vor. Am Mittwoch seien dafür im Kabinett zwei weitere Gesetze beschlossen worden. "Wir sind auf alles vorbereitet in Deutschland, auch auf einen harten Brexit", sagte der Außenminister.

"Politischer und gesellschaftlicher Scherbenhaufen"

May hatte am Mittwochabend ein Misstrauensvotum aus den eigenen Reihen überstanden. Eine Mehrheit von 200 der 317 konservativen Abgeordneten im Unterhaus stimmte für May. Damit kann ein Jahr lang kein weiterer Abwahlantrag der Tories gegen sie gestellt werden. May kündigte zudem an, 2022 nicht mehr für das Unterhaus zu kandidieren.

Beim EU-Gipfel in Brüssel wollen die Staats- und Regierungschefs beraten, wie sie durch Klarstellungen in der umstrittenen Nordirland-Frage eine Ratifizierung des Abkommens durch das britische Parlament unterstützen könnten. May reiste in den vergangenen Tagen durch Europa, um von anderen EU-Staaten Zugeständnisse zu bekommen.

Auch Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) äußerte sich. Sie nannte das Ergebnis der Misstrauensabstimmung einen "politischen und gesellschaftlichen Scherbenhaufen". Auch sie stellte keine weiteren Verhandlungen zum Abkommen in Aussicht.