Außenminister Heiko Maas (SPD) will sich bei seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow dafür einsetzen, dass es keine Großoffensive auf Idlib gibt. Es ist die letzte noch von Rebellen gehaltene Region in Syrien. "Wir alle wissen, was auf dem Spiel steht. Es geht darum, das Schlimmste zu verhindern, nämlich eine neue humanitäre Katastrophe", sagte Maas vor seinem Treffen mit Lawrow an diesem Freitag in Berlin. Russland ist die wichtigste Schutzmacht des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, der das Land nach sieben Jahren Krieg wieder fast vollständig unter seiner Kontrolle hat.

In dem Gebiet um Idlib an der türkischen Grenze sind etwa drei Millionen Menschen eingeschlossen. Bei einer Großoffensive der Regierungstruppen wird damit gerechnet, dass Hunderttausende Flüchtlinge die Grenze überqueren und es zu einer humanitären Katastrophe kommt. Das Vorgehen gegen islamistische Rebellen in der Region Idlib dürfe keine Entschuldigung für einen Großangriff sein, sagte Maas. Das rechtfertigt nicht, das Leben von drei Millionen Menschen zu gefährden. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte vergangene Woche gesagt, es müsse versucht werden, "dass man diese radikalen Kräfte natürlich bekämpft, aber die Zivilbevölkerung schützt". 

Den russischen Forderungen nach schneller Wiederaufbauhilfe für Syrien will Deutschland aber zunächst nicht nachkommen. Maas sagte, dass es solche Unterstützungsleistungen nur unter bestimmten Bedingungen geben werde: "Wenn es eine politische Lösung in Syrien gibt, die am Ende zu freien Wahlen führt, sind wir bereit, Verantwortung beim Wiederaufbau zu übernehmen." 

Offizieller Anlass des Besuchs Lawrows in Berlin ist der Abschluss des Jahres der deutsch-russischen Städtepartnerschaften. Die beiden Politiker wollen zudem ein gemeinsames Themenjahr zur Hochschul- und Wissenschaftskooperation auf den Weg bringen. Die deutsch-russischen Beziehungen sind seit Beginn der Ukraine-Krise vor vier Jahren angespannt. Die Bundesregierung strebt aber einen verstärkten Dialog an – gerade um bei einer Lösung von Krisen wie in Syrien voranzukommen.