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Panorama Rocker-Razzia in Lüdenscheid

SEK stürmt Wohnung – 88-Jährige bietet Kaffee an

Die Rentnerin bot den Einsatzkräften einen Weihnachtskaffee an Die Rentnerin bot den Einsatzkräften einen Weihnachtskaffee an
Die Rentnerin bot den Einsatzkräften einen Weihnachtskaffee an
Quelle: pa/obs Brost-Stiftung/Jochen Tack
Die Tür wird aufgebrochen, eine Blendgranate explodiert, dann stürmt ein Spezialeinsatzkommando in die Wohnung – und steht vor einer irritierten Rentnerin. Die reagiert gelassen und bietet den Polizisten einen Weihnachtskaffee an.

Bei einer Rocker-Razzia in Nordrhein-Westfalen hat die Polizei die Tür bei einer 88 Jahre alten Dame aufgestoßen und eine Blendgranate gezündet. Die Beamten hatten sich in der Hausnummer vertan. Das Spezialeinsatzkommando (SEK) stürmte dann statt der Wohnung eines gesuchten Rockers das Wohnzimmer der Rentnerin.

Wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag bestätigte, rammten die schwer bewaffneten Beamten am vergangenen Donnerstag gegen sechs Uhr morgens die Türen ein und zündeten auf dem Balkon eine Blendgranate. Zuvor hatten bereits mehrere Medien über den Vorfall in Lüdenscheid berichtet.

SEK stürmt Wohnung von Seniorin
Helga Mackenbach (r.) sitzt mit Nachbar Albert Günther in ihrer Wohnung
Quelle: dpa/Markus Kluemper

Der überrumpelten Seniorin gehe es gut, sie habe gefasst auf den Einsatz reagiert, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen. „Ich bin morgens wach geworden von schrecklichem Lärm im Flur“, erzählt Helga Mackenbach. Weil sie immer alle Zimmer abschließe, hätten die Einsatzkräfte das Schloss gesprengt.

Nach dem ersten Schock zeigte sich die Rentnerin als gute Gastgeberin. „Ich habe erst mal alle gefragt, ob sie Kaffee haben wollen. Ich habe Weihnachtsgeschirr auf den Tisch gestellt, dann haben wir Kaffee getrunken“, erzählte die 88-Jährige dem Portal „come-on“.

Helga Mackenbach nimmt den SEK-Beamten den unangekündigten Besuch nicht übel: „Das darf nicht passieren, kann aber. Wir sind alle keine Engel.“ Der Sachschaden ist laut Staatsanwaltschaft noch am selben Tag ersetzt worden, die Polizei habe Ermittlungen aufgenommen, wie es zu dem Irrtum kommen konnte.

Der Rocker konnte noch festgenommen werden

Hintergrund des Großeinsatzes, bei dem parallel Razzien in Hagen, Dortmund, Unna, Witten und im Märkischen Kreis liefen, war laut Staatsanwaltschaft ein versuchtes Tötungsdelikt im Rockermilieu. Der eigentlich gesuchte Lüdenscheider aus der Rockergruppe Freeway Riders soll im vergangenen Oktober in Hagen ein Mitglied einer rivalisierenden Rockergruppe durch einen Schuss lebensgefährlich verletzt haben.

Trotz der Panne war die Razzia letzten Endes erfolgreich: Der gesuchte Rocker aus Lüdenscheid sowie zwölf weitere Männer in NRW konnten festgenommen werden, die Polizei beschlagnahmte Schusswaffen und Drogen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Spezialkräfte eine falsche Wohnung stürmen. In der Adventszeit vor zwei Jahren holten sie ebenfalls eine Großmutter mit ihren Enkeln in Boppard in Rheinland-Pfalz sehr lautstark aus dem Bett. Am 3. Advent brachen sie um sechs Uhr morgens in die Wohnung in einem Mehrfamilienhaus der Kleinstadt am Rhein ein. „Es war wie im Krieg“, sagte die Großmutter später und berichtete von maskierten Männern, die über die Terrassentür in die Wohnung stürmten. Die Einsatzkräfte hatten sich sofort bei der Frau entschuldigt. Die Schäden würden auch ihr ersetzt.

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coh/dpa

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