Bis zum frühen Nachmittag gaben rund 26,9 Prozent der 6,1 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab, wie die Landeswahlleiterin in Hannover mitteilte. Bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2013 hatte die Wahlbeteiligung zu dem Zeitpunkt bei rund 23 Prozent gelegen. Der Anstieg sei vergleichbar mit dem bei der Bundestagswahl vor drei Wochen.

Eigentlich sollte im zweitgrößten deutschen Flächenland erst im Januar gewählt werden. Doch die Parteien einigten sich auf eine vorgezogene Neuwahl, nachdem Anfang August die Grünen-Abgeordnete Elke Twesten zur CDU gewechselt war. Die seit 2013 regierende rot-grüne Koalition verlor dadurch ihre Mehrheit im Landtag.

Wer tritt an?

SPD und Grüne bewerben sich mit ihrem Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) um die Wiederwahl. Die CDU, die bis 2013 in Hannover zehn Jahre lang mit der FDP regiert hatte, möchte die rot-grüne Regierung mit einer schwarz-gelben Koalition ablösen und ihren Spitzenkandidaten Bernd Althusmann, einen Bundeswehroffizier der Reserve, zum Ministerpräsidenten machen.

Hoffnungen auf einen Einzug in den Landtag machen sich auch AfD und Linke. Gelingt es ihnen, dürfte die Regierungsbildung schwierig werden.

Wer darf wählen?

Wahlberechtigt sind 6,1 Millionen Bürger zwischen Nordsee, Hamburg, Harz und niederländischer Grenze. Anders als in anderen Bundesländern dürfen unter 18-Jährige nicht wählen. Das Wahlalter 16 gilt in Niedersachsen nur bei Kommunalwahlen. Die Grünen möchten es sogar auf 14 absenken.

Wie sahen die letzten Umfragen aus?

Die SPD kann danach mit 33 bis 34,5 Prozent rechnen, die CDU mit 32 bis 33 Prozent. Dass die SPD die Union in den Umfragen kurz vor der Wahl überholt hat und Aussichten hat, stärkste Partei zu werden, ist an sich schon eine kleine Sensation. Denn im August, als die rot-grüne Koalition ihre Mehrheit verlor und der Landtag seine Auflösung beschloss, lag die SPD noch 8 bis 12 Punkte hinter der Union.

Grüne und FDP kämpfen mit jeweils 9 Prozent in den letzten Umfragen um Platz drei. Die AfD kam darin auf 7 Prozent, die Linke liegt mit 5 Prozent genau an der entscheidenden Schwelle.

Die anderen Parteien hoffen, dass die AfD wegen ihrer im Vergleich zu anderen Bundesländern und dem Bundestagswahlergebnis schwachen Umfragewerte nicht in den Landtag kommt. Doch rechte Parteien bekommen bei Wahlen häufig mehr Stimmen als in den Umfragen, weil sich erfahrungsgemäß ein Teil ihrer Anhänger nicht traut, sich offen zu ihnen zu bekennen. So war es auch bei der Bundestagswahl.

Bei der Wahl 2013 war die CDU mit 36 Prozent, wie schon bei den Wahlen zuvor, stärkste Partei geworden. Die SPD kam auf 32,6 Prozent, die Grünen auf 13,7 und die FDP auf 9,9 Prozent. Die Linke scheiterte mit 3,1 Prozent an der Fünfprozenthürde. Nach dem knappen Ergebnis kamen SPD und Grüne auf eine Mehrheit von einer Stimme im Landtag und konnten nach zehn Jahren Opposition wieder eine gemeinsame Regierung bilden.

Welche Koalitionen sind möglich?

Für Rot-Grün oder Schwarz-Gelb dürfte es eng werden, wenn die AfD und vielleicht auch die Linke in den Landtag kommt. Rechnerisch möglich wären dann neben einer großen Koalition ein Jamaika- oder ein Ampelbündnis. Führende Grüne lehnen jedoch eine Koalition mit der CDU ab, weil die ihre frühere Abgeordnete Twesten aufgenommen hat und Rot-Grün damit um die Mehrheit brachte.