Es gibt diese zwei Gesichter von LeBron James. Das erste zeigte er am 8. Juli 2010 in Greenwich, Connecticut. James verkündet damals in einer eigens produzierten Liveshow namens Die Entscheidung seinen Wechsel von den Cleveland Cavaliers zu den Miami Heat. Es ist ein historischer Moment der Selbstdarstellung, in der Spitze schauen 13 Millionen Menschen zu. In Cleveland, seiner Heimat, brennen Trikots und Mülltonnen. James ist zu dieser Zeit einer der unbeliebtesten Amerikaner, eine Ausgeburt an Arroganz und Selbstherrlichkeit. Er selbst inszeniert sich als "King James".

Doch nun, und da beginnt die zweite Geschichte, wechselt James wieder. Er geht zu den Los Angeles Lakers, denen es ähnlich geht wie dem FC Bayern München. Von den eigenen Fans innig geliebt, von den anderen gehasst. Lila und Gold, die Farben der Lakers, stehen für die Könige des Basketballs, für die Bryants, O'Neals, Abdul-Jabbars und Johnsons. James stellt seine Karriere auf die größtmögliche Bühne des Basketballsports.

Doch heute geht es nicht nur um Sport. Fast niemand redet über die 154 Millionen, die James in Los Angeles alleine fürs Basketballspielen kassieren wird. Wenn es um James geht, wird über Politik gesprochen. Der Hass gegen James kommt nun aus der rechten Ecke, weil er Donald Trump provoziert. Manche glauben, James schielt nicht mehr nur auf den sportlichen Thron.

"Halt die Klappe und dribbel!"

James ist das, was Sportjournalisten in den USA "outspoken" nennen. Er äußert sich öffentlich politisch. 2016 unterstützte er die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, trat für sie sogar bei einer Wahlkampfveranstaltung auf. Die Politik und der Sport verschmelzen in den USA – der Begriff "outspoken" findet sich immer häufiger auf Sportwebsites.

Die Schlagzeilen: Footballer knien bei der Hymne, Basketballer ignorieren Einladungen ins Weiße Haus, Sportstars verhöhnen den Präsidenten beim Friseur und lassen sich dabei filmen, andere schreiben politische Bücher. Tom Brady und Bill Belichick, Köpfe der historisch erfolgreichen New England Patriots, gerieten medial unter Druck, weil sie Trump angeblich sehr nahe stünden.

Aber anders als die anderen, die kommentieren, knien und witzeln, wirkt James, der derzeit reichste und populärste US-Sportler, wie jemand, der die Debatten bewusst steuert. Im Februar griff er Trump in einem Video an, sagte: "Donald Trump hat keine Ahnung von den Problemen der Menschen. Er gibt einen Scheiß auf sie."

Daraufhin attackierte ihn die Fox-Moderatorin Laura Ingraham. Sie sagte: "Ein wenig schlauer und gramatikalisch schlechter Angriff auf Präsident Trump. Das passiert eben, wenn man die Highschool vorzeitig verlässt, um Basketball zu spielen." Ingraham ergänzte: "Halt die Klappe und dribbel."