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"Du benimmst Dich!" Frankreichs Präsident Macron hält Jugendlichem die Standpauke seines Lebens

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron während einer Gedenkzeremonie für Charles de Gaulle
"Das kannst Du nicht sagen": Frankreichs Präsident Emmanuel Macron während einer Gedenkveranstaltung in Suresnes am Rande von Paris
© Ludovic Marin / AFP
Damit hatte der junge Mann wohl nicht gerechnet: Als ein Jugendlicher auf einer Gedenkveranstaltung dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron "Wie geht's, Manu?" zuruft, staucht dieser ihn zunächst mächtig zusammen.

Vor 78 Jahren hat General Charles de Gaulle die Franzosen zum Widerstand gegen Nazi-Deutschland aufgerufen. Aus diesem Anlass besuchte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montagnachmittag eine Gedenkveranstaltung am Mont-Valerien-Monument in Suresnes am Rande von Paris. Zahlreiche Menschen hatten sich dort versammelt, um der Zeremonie beizuwohnen und den Präsidenten zu sehen.

Unter den Besuchern befand sich auch eine Gruppe von Schülern. Einer von ihnen wollte Macron offenbar mit einem besonders lockeren Spruch begrüßen. Als der Präsident an der Menge entlang ging und den jungen Leuten die Hände schüttelte, stimmte der Jugendliche die Internationale an und rief ihm auf Französisch zu: "Wie geht's Manu?".

"Du benimmst Dich, wie es sich gehört!"

Dass der forsche Teenager ihn mit seinem Spitznamen anredete, gefiel Macron überhaupt nicht: "Nein, nein, nein, nein, nein. Das kannst Du nicht sagen", entgegnete der Staatschef streng. Während der Schüler sich für seine etwas ungezogene Vertrautheit bereits entschuldigte, las Macron ihm gehörig die Leviten: "Du bist hier bei einer offiziellen Zeremonie, Du benimmst Dich, wie es sich gehört!. ... Du kannst Blödsinn machen, aber heute ist der Tag der Marseillaise, des Partisanenliedes. Du nennst mich entweder Monsieur le président de la république oder Monsieur. In Ordnung?" Der Schüler antwortete daraufhin sichtlich eingeschüchtert: "Oui, Monsieur."

Zunächst schien es, als würde Macron weitergehen, doch dann stoppte er und setzte seine Standpauke fort: "Du musst die Dinge in der richtigen Reihenfolge machen. Wenn Du eines Tages eine Revolution anstiften willst, lernst Du erst, wie Du ein Diplom machst und Dich ernährst, einverstanden? Dann kannst Du anderen auch Lehren erteilen." Dann tätschelte Macron dem zurechtgestutzten Jugendlichen noch wohlwollend den Arm und sprach mit dem nächsten Schüler.

Emmanuel Macron reagiert via Twitter auf den Wirbel

Eine Videoaufnahme von Macrons ungewöhnlicher Begegnung mit dem Schüler wurde innerhalb eines Tages tausendfach in den sozialen Netzwerken geteilt, gelikt und kommentiert. Dem Präsidenten blieb der Wirbel nicht unbemerkt und er bezog - womöglich aus Angst, auf den Aufnahmen zu streng rüberzukommen - auf Twitter Stellung dazu: "Respekt ist das Minimum in der Republik - besonders am 18. Juni, besonders in Gegenwart der Begleiter der Befreiung", schrieb Macron. "Aber das hindert nicht daran, eine entspannte Konversation zu führen - schauen Sie bis zum Ende."

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Diese Aufforderung kommt nicht ohne Grund. Seinen Tweet versah der Staatschef mit einem Video aus einer anderen Perspektive, die zeigt, wie die Begegnung tatsächlich endete. "In welche Klasse geht Ihr?", fragte Macron die Schüler. "Die neunte", antworteten diese. Dann wandte sich der Präsident erneut dem ersten Jugendlichen zu, diskutierte mit ihm über dessen Abschlusszeugnis und versuchte ihm zu vermitteln, dass es wichtig ist, das Beste aus sich herauszuholen.

"Warum ein Zeugnis mit Auszeichnung, wenn man den Abschluss geschafft hat?", fragte ihn der Schüler. Diejenigen, denen er an der Gedenkstätte die Ehre erwiesen habe, seien nicht damit zufrieden gewesen, nur die Latte übersprungen zu haben, antwortete Macron. Wenn sie so gedacht hätten, wären sie wie viele in der Zeit zu Hause geblieben. Man müsse sich immer auch klar machen, welches Ideal man ansteuern solle.

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