Kaum ein Ereignis im Leben bedarf so vieler Planung wie die Hochzeit. Kaum einer Feier fiebert man so entgegen. Kaum ein Tag lebt so sehr von Nähe und Umarmungen, von vielen Menschen, von dem, was seit dem Virus vermieden werden soll. Wie heiratet es sich in Zeiten von Corona? Sollte man überhaupt heiraten? Oder auf das nächste Jahr verschieben? Drei Paare erzählen von sehr besonderen Tagen.

Hochzeit mit Spalier

Enja Berscheid-Engel und Florian Berscheid, 27 und 25 Jahre alt, aus Loope-Engelskirchen

Der 4. April 2020 sollte unser Hochzeitsdatum sein, das stand fest. Zur standesamtlichen Trauung hatten wir 30 Gäste eingeladen ins Schloss Ehreshoven, ein Wasserschloss zwischen Bergisch Gladbach und Gummersbach. Danach wollten wir mit 60 Gästen anderswo feiern. Als Mitte März die Schulen geschlossen wurden, meldeten sich der Caterer und der DJ und fragten, was mit unserer Hochzeit sei. Dann sagte uns auch die Partylocation ab. Nun war uns klar: So wie wir den Tag geplant haben, wird er nicht sein.

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Der Einzige, der uns ein bisschen Mut machen konnte, war der Standesbeamte. Die Trauung im Schloss könne auf jeden Fall stattfinden, sagte er. Aber nur mit 12 statt 30 Gästen. Also haben wir reduziert. Zwei Tage später rief er wieder an: Es gebe neue Auflagen, nur noch die Trauzeugen dürfen mit ins Schloss. Das war hart. Man will ja auch seine Eltern dabeihaben. Dann meldete sich der Standesbeamte erneut: Nur wir beide und er dürfen bei der Trauung anwesend sein. Und die Fotografin, aber nur auf Abstand.

Wofür heiratet man eigentlich, haben wir uns gefragt? Wir machen es für uns, war die Antwort. Dann sind wir eben zu zweit. Außerdem wollten wir nicht, dass die Hochzeit einen Corona-Beigeschmack bekommt. Bei mehr Menschen hätten sicher alle die ganze Zeit an das Ansteckungsrisiko gedacht.

Am Morgen der Trauung haben wir uns ganz traditionell getrennt voneinander fertig gemacht. Florian war bei seinen Eltern, ich war mit meiner Trauzeugin und meiner besten Freundin bei uns. Zum Glück war das Brautkleid fertig. Die Friseurin musste natürlich auch absagen, also habe ich mich selbst frisiert und geschminkt. Mir war sehr wichtig, dass mein Vater mich zur Trauung bringt. Das ging jetzt leider nicht mehr. Aber er hat mich zumindest abgeholt und zum Schloss gefahren, mit Mundschutz und Abstand, und konnte mich Florian vor dem Schloss übergeben.

Mir war sehr wichtig, dass mein Vater mich zur Trauung bringt.

Die Aufregung war noch stärker, weil wir wussten, dass wir dort nur zu zweit sind. Der Standesbeamte hat sich viel mehr Zeit genommen, als abgesprochen war – wir waren eh die einzige Trauung – und es war sehr emotional. Anders und verrückt, aber perfekt.

Als wir aus dem Schloss kamen, standen dort unsere Trauzeugen, unsere Eltern, Oma und eine Bekannte. Wir haben gewunken, der Abstand musste ja eingehalten werden. Nach dem Fotoshooting im Schlossgarten wurden wir überrascht. Der ganze Weg vom Schloss bis zu uns nach Hause war mit Menschen gesäumt: Da standen nicht nur unsere Eltern und Großeltern, sondern alle unsere Freunde. Sie haben gejubelt, hatten Ballons dabei und haben uns Glückwünsche zugerufen. Wir waren so baff. Manche kamen nur dafür von richtig weit her.

Den Nachmittag haben wir mit unseren Eltern verbracht. Erst mit meinen, dann mit Florians bei uns in der Wohnung. Dort hat mich Florian über die Türschwelle getragen, wir haben Hochzeitstorte gegessen und unseren Hochzeitstanz getanzt. Wir hatten ja immerhin Tanzstunden genommen. Für uns war es perfekt. Es hat an nichts gefehlt.