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Angebliches Zitat zu Merkel "Die meisten Fake News werden in Deutschland produziert", poltert Seehofer - das steckt dahinter

"Die meisten Fake News werden in Deutschland produziert": Horst Seehofer zählt Medien an
"Leider werden Nachrichten heute selbst im Qualitätsjournalismus nicht mehr überprüft", beklagt Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU, Archivbild)
© Sven Hoppe
Horst Seehofer sorgt derzeit für zahlreiche Schlagzeilen - glaubt man dem Bundesinnenminister und CSU-Chef, sind auch immer mehr "Fake News" darunter. Oder handelt es sich nur bei unliebsamer Berichterstattung um "Falschmeldungen"?

"Kurz verteidigt Seehofer" ("Bild"), "Söder sieht Bayern als 'Gegenmodell zu Berlin'" ("Tagesspiegel") oder "Dobrindt schließt Bruch der Union nicht aus" ("Berliner Morgenpost"): Derzeit vergeht kaum ein Tag ohne die CSU in den Schlagzeilen. Die Christsozialen dürfte die Dauerpräsenz in den Medien freuen - nicht zuletzt, weil viele ihrer Spins zum Asylstreit im deutschsprachigen Blätterwald verfangen. Nur Horst Seehofer scheint die Lektüre immer öfter auf das Gemüt zu schlagen.

Horst Seehofer im Windschatten von Donald Trump

"Es muss wieder Recht und Ordnung herrschen", forderte der CSU-Chef und Bundesinnenminister jüngst in der "Passauer Neuen Presse". Das Interview generierte noch viele weitere Schlagzeilen, Seehofer zog in dem Gespräch auch Merkels Drohung um seine mögliche Entlassung in Misskredit ("Wo sind wir denn?") und skizzierte den Bruch der Koalition. Eine Passage blieb dabei allerdings weitgehend unbeachtet.  

"Passauer Neue Presse": Sie sollen in einer internen Runde erklärt haben, mit Angela Merkel nicht mehr arbeiten zu können. Ist das Verhältnis zwischen Ihnen zerrüttet?

Horst Seehofer: Leider werden Nachrichten heute selbst im Qualitätsjournalismus nicht mehr überprüft. Es gibt immer mehr Falschmeldungen. Die Medien sind in einer Krise. Wir reden immer über die Gefahren russischer Einflussnahme über Fake News. Wir müssen nicht nach Russland schauen. Die meisten Fake News werden in Deutschland produziert, von Medien wie von Politikern.

Was womöglich der Versuch ist, seine angebliche und aufsehenerregende Kritik an Angela Merkel wieder einzufangen ("Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten", zitierte ihn die "Welt"), ist auch eine Abrechnung mit unliebsamer Berichterstattung. Das Diskreditieren von Medien ist beinahe ein beliebtes Stilmittel unter Machtmenschen aller Couleur, beinahe täglich zieht etwa US-Präsident Donald Trump über die angeblichen "Fake News" über ihn her.

"Es gibt immer mehr Falschmeldungen", beklagt Seehofer. Sein angebliches Zitat über Angela Merkel, er könne nicht mehr mit ihr arbeiten, eine "Fake News"? Das stellt Seehofer gegenüber der "Passauer Neuen Presse" nicht klar. Ebenso wenig, ob sein Verhältnis zur Bundeskanzlerin zerrüttet sei. "Leider werden Nachrichten heute selbst im Qualitätsjournalismus nicht mehr überprüft", antwortet der CSU-Chef stattdessen auf die Frage des Blatts. Und offenbart damit einen fragwürdigen Doppelstandard: Die "Passauer Neue Presse" hätte es gern überprüft; hat gefragt - nur Seehofer hat eigentlich nicht geantwortet. 

fs

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