Mitten in der Debatte über Diskriminierung in den USA hat US-Präsident Donald Trump eine Kommission zur Förderung patriotischer Bildung angekündigt. In einer Rede anlässlich des 233. Jahrestags der Unterzeichnung der US-Verfassung spielte Trump die historischen Folgen der Sklaverei in Amerika herunter und nannte Maßnahmen gegen systemischen Rassismus spalterisch. Radikale Demokraten, Medien und andere versuchten, Schulkinder zu indoktrinieren und deren Eltern einzureden, dass sie sich für ihr "Weißsein" schämen müssten, sagte Trump in der Rotunde des Nationalarchivs in Washington.

Das per Präsidentenerlass gebildete Gremium für patriotische Bildung solle dies ändern. "Unserer Jugend wird beigebracht werden, Amerika mit ihrem ganzen Herzen und ihrer ganzen Seele zu lieben", sagte Trump. Das Komitee mit dem Namen 1776 Kommission solle Pädagogen unter anderem dazu ermuntern, über "das Wunder der amerikanischen Geschichte" zu lehren. Der Schritt gilt Beobachtern zufolge als Reaktion auf das 1619 Project der New York Times. Die Zeitungsinitiative ist eine Serie über den 400. Jahrestag des Beginns der Sklaverei in den USA und die gesellschaftlichen Beiträge von schwarzen US-Amerikanern.

Die 246 Jahre der Sklaverei in den USA erwähnte Trump in seiner Rede nicht, auch nicht die 89 Jahre, in denen sie weiterging, nachdem sich die Kolonien in Nordamerika von England losgesagt hatten. Auf den andauernden Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt, gegen die in diesem Jahr in vielen US-Städten monatelang protestiert wurde, ging er ebenfalls nicht ein.

"Indoktrinierung nicht hinnehmen"

Trumps neues Gremium richtet sich auch an die Eltern von US-amerikanischen Schülerinnen und Schülern. "Seit vielen Jahren nun haben Radikale das Schweigen der Amerikaner mit Schwäche verwechselt. Aber sie liegen falsch", sagte Trump. "Es gibt keine mächtigere Kraft als die Liebe eines Elternteils zu seinen Kindern – und patriotische Mamas und Papas werden verlangen, dass ihre Kinder nicht länger mit hasserfüllten Lügen über dieses Land gefüttert werden. Amerikanische Eltern werden die Indoktrinierung in unseren Schulen, Cancel Culture am Arbeitsplatz oder die Unterdrückung von traditionellem Glauben, Kultur und Werten im öffentlichen Raum nicht hinnehmen", sagte er. Mit Cancel Culture ist der Boykott von Personen, Gruppen oder Inhalten gemeint, die der Diskriminierung oder des Rassismus bezichtigt werden.

Beobachter werteten Trumps Rede als Versuch, verstärkt bei seiner weißen Wählerbasis zu punkten. Kritiker werfen ihm vor, die Kulturkämpfe in den USA zu befeuern.