Der Kommandeur der US-Streitkräfte im Mittleren Osten, Joseph Votel, hält den Abzug der US-Soldatinnen und -Soldaten aus Syrien für verfrüht, da die Terrorgruppe IS noch nicht besiegt sei. US-Präsident Donald Trump hatte im Dezember angekündigt, alle 2.000 US-Soldaten aus Syrien abzuziehen, weil der IS dort bezwungen sei. Das Pentagon und der US-Senat warnten die Regierung vor diesem Schritt.

"Ich hätte diesen Vorschlag offen gesagt nicht gemacht", sagte Votel dem Fernsehsender CNN. Das Kalifat des "Islamischen Staates" (IS) verfüge immer noch über Anführer, Kämpfer, Unterstützer und Ressourcen. Deshalb sei es nötig, den militärischen Druck gegen das Netzwerk aufrechtzuerhalten. Bisher hatte Votel den Krieg gegen den IS als Chef des Central Command geführt.

Votel: IS kann weiterhin Anschläge auf USA planen

"Um den IS für besiegt erklären zu können, müsse gesichert sein, dass die Terrororganisation nicht die Fähigkeiten besitzt, Anschläge auf die USA oder seine Verbündeten zu planen oder zu steuern", sagte Votel. Das sei nicht der Fall: "Sie haben weiter diese sehr mächtige Ideologie, also können sie inspirieren."

Die von den Kurden angeführten und von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bräuchten weiter Hilfe im Kampf gegen den IS. Vor wenigen Tagen hatten sie eine Offensive auf die letzte IS-Bastion in Syrien begonnen.

Trumps überraschende Ankündigung sorgte nicht nur bei den Verbündeten im Kampf gegen den IS für Kritik, sondern auch in den USA für Unverständnis. So trat nach Trumps Entscheidung der Verteidigungsminister James Mattis zurück, zahlreiche US-Politiker kritisierten Trumps Entschluss. Auch westliche Verbündete und die syrischen Kurden zeigten sich alarmiert.

Einen Zeitplan für den Truppenabzug hat Trump bislang nicht vorgelegt. Vergangene Woche hatte er bei einem Außenministertreffen der Anti-IS-Koalition in Washington verkündet, er rechne in naher Zukunft mit einer vollständigen Rückeroberung des einst vom IS gehaltenen Geländes in Syrien und dem Irak. Eine entsprechende Erklärung seiner Regierung könnte womöglich bereits in der kommenden Woche erfolgen.