• Joe Biden ist als 46. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt worden. In seiner Antrittsrede warb er für Einheit im Land.
  • Donald Trump nahm nicht an Bidens Amtseinführung teil. Er verließ die Hauptstadt kurz vorher in Richtung Florida.
  • Nach dem Angriff auf das Kapitol in Washington, D. C. hatte das FBI vor weiteren Ausschreitungen bewaffneter Trump-Unterstützer in Washington und allen 50 Bundesstaaten gewarnt. Es blieb jedoch ruhig.
  • Das Repräsentantenhaus hat ein Impeachment gegen Trump wegen "Anstiftung zum Aufruhr" beschlossen.
  • Neben eigenen Recherchen verwenden wir für dieses Blog auch Material der Nachrichtenagenturen AP, AFP, dpa und Reuters.
  • Unsere Kommentare, Analysen und Berichte zu den USA auf dieser Seite.
Michael Stuerzenhofecker
Michael Stuerzenhofecker
Joe Biden ist als 46. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt worden, mit ihm die Vizepräsidentin Kamala Harris. "Wir haben gelernt, dass Demokratie kostbar ist", sagte er in einer Rede vor dem Lincoln Memorial nahe dem Weißen Haus. Die US-Bürgerinnen und -Bürger müssten nun Herausforderungen meistern und "gegen Hass, Gewalt und Hoffnungslosigkeit" kämpfen.

Biden versprach, das Verhältnis zur Presse sowie dem Ausland wieder zu verbessern. In ersten Dekreten ordnete er den Wiedereintritt in die WHO, die Rückkehr zum Klimaabkommen und eine Umkehr in der Migrationspolitik an. Sein erster Anruf galt Kanadas Premier Justin Trudeau.

Den Mitarbeitern des Weißen Hauses sagte Biden, er erwarte Respekt und Anstand von ihnen. Daran habe es zu lange gemangelt.

Die Ex-Präsidenten Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton richteten ermunternde Worte an Biden. "Wir dürfen nicht nur Menschen zuhören, mit denen wir einer Meinung sind, sondern auch jenen, denen wir nicht zustimmen", sagte Obama.

Zur Amtseinführung spielten unter anderem Justin Timberlake, die Foo Fighters und Jon Bon Jovi in Washington. Moderiert wurde die Veranstaltung unter dem Titel Celebrating America von Schauspieler Tom Hanks. Zur Amtseinführung vor vier Jahren hatten die meisten Stars abgesagt.

Damit beenden wir das Newsblog
Sara Tomsic
Sara Tomsic
Internationale Presse: "Das Ende eines Albtraums"

Weltweit zeigen sich Medien nach der Amtseinführung von Präsident Joe Biden erleichtert. Er müsse nun ein "Heiler" für sein Land sein und die Spaltung der Gesellschaft überwinden. Die Zeitungen sind sich einig, die Hinterlassenschaften seines Vorgängers Trump seien eine große Herausforderung.
Sara Tomsic
Sara Tomsic
Viel Applaus für Amanda Gorman

Seit gestern kennt die ganze Welt ihren Namen: die 22-jährige Poetin Amanda Gorman trug bei der Amtseinführung von Präsident Joe Biden ihr Gedicht The Hill We Climb (der Berg, den wir erklimmen) vor.

Es handelt von den schweren Zeiten, die die USA durchgestanden haben und noch durchstehen müssen, vom Angriff auf das Kapitol vor zwei Wochen – aber auch von Hoffnung für die Zukunft. 
Sie sagte: "For there is always light, if only we're brave enough to see it, if only we're brave enough to be it." Frei ins Deutsche übersetzt: 
Denn es gibt immer Licht, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen – wenn wir nur mutig genug sind, es selbst zu sein.
Amanda Gorman
Die junge Aktivistin trat neben Lady Gaga und Jennifer Lopez auf. Für ihre Worte wurde sie gefeiert.
Michael Stuerzenhofecker
Michael Stuerzenhofecker
Joe Biden macht Tempo und kehrt mit Dekreten Donald Trumps Politik um. Er verfügte den Wiedereintritt in das Pariser Klimaschutzabkommen, die Rückkehr der USA zur Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch stoppte er den Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko und hob den Einreisestopp für Menschen aus mehrheitlich muslimischen Ländern auf.
Johanna Roth
Johanna Roth
Die Titelseite der New York Times vom Donnerstag zeigt nicht etwa eine Szene aus der Amtseinführungszeremonie, sondern einen liebevollen Moment zwischen Jill und Joe Biden. Bevor die beiden das Weiße Haus zum ersten Mal in neuer Funktion als Präsident und First Lady betraten, umarmten sie einander vor der Tür.
  
Auf den ersten Blick nur eine Nebensächlichkeit. Denkt man aber an Donald Trumps Umgangsformen und die oft seltsam distanzierten Auftritte mit seiner Frau Melania, zeigt gerade dieses Bild: Im Weißen Haus hat auch menschliche Wärme jetzt wieder Platz.
Tom Sundermann
Tom Sundermann
Wir sehen nicht nur das, was einmal war, sondern das, was noch sein kann.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris
Nur gut zwei Minuten hat die erste öffentliche Ansprache der neuen Vizepräsidentin Kamala Harris gedauert, die sie im Rahmen des Celebrating-America-Konzerts hielt. Harris sprach von einem "US-amerikanischen Bestreben", das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Landes ziehe und dem Kampf für soziale Gerechtigkeit den Boden bereitet habe.
Vizepräsidentin Kamala Harris hält ihre Ansprache.
Vizepräsidentin Kamala Harris hält ihre Ansprache. Reuters/Joshua Roberts
"Wir sehen nicht nur das, was einmal war, sondern das, was noch sein kann", sagte sie und nannte als Beispiele die Sklavenbefreiung und die Bewegung für die Rechte der Schwarzen. Auch auf die Rolle der Frau kam die erste Vizepräsidentin der US-Geschichte zu sprechen: "Das US-amerikanische Streben hat die Frauen dieser Nation angetrieben, gleiche Rechte zu fordern."

Auch heute sei diese Entschlossenheit unter den US-Bürgern zu spüren, etwa bei Wissenschaftlerinnen, Eltern und Lehrern. Diese hätten den Mut, "an sich selbst und an unser Land zu glauben".
Johanna Roth
Johanna Roth
Virus, Pandemie, Extremismus, manipuliert: Joe Bidens Antrittsrede war voller Wörter, die zum ersten Mal bei einer Amtseinführung gesprochen wurden. Die Washington Post hat sie gesammelt – zusammen ergeben sie ein Bild davon, in welche außergewöhnlichen Zeiten dieser Regierungswechsel fällt.
Tom Sundermann
Tom Sundermann
Wir dürfen nicht nur Menschen zuhören, mit denen wir einer Meinung sind.
Ex-Präsident Barack Obama
Eine Botschaft für den Neuen: Die Ex-Präsidenten Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton haben dem frisch vereidigten Staatsoberhaupt Joe Biden ermunternde Worte mit auf den Weg gegeben. Zwischen den Zeilen übten die drei dabei Kritik an Donald Trump.
 
"Wir dürfen nicht nur Menschen zuhören, mit denen wir einer Meinung sind, sondern auch jenen, denen wir nicht zustimmen", sagte Obama in einem aufgezeichneten Video. Bush ergänzte: "Wenn Amerikaner ihre Nächsten so sehr lieben würden, wie sie selbst geliebt werden möchten, wäre Schluss mit einem großen Teil der Spaltung in unserer Gesellschaft." Clinton sagte an Biden gerichtet: "Du bist bereit, uns zu führen, und wir sind bereit, mit dir zu gehen." Obama versprach Biden, die drei seien jederzeit zur Stelle, wenn er Unterstützung brauchen sollte.

Moderator Tom Hanks kommentierte schmunzelnd, die Welt müsse Amerika bewundern, wenn drei Ex-Präsidenten es schafften, auf diese Weise gemeinsam zu sprechen.
Die früheren Präsidenten Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama
Die früheren Präsidenten Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama. Reuters/Biden Inaugural Committee
Johanna Roth
Johanna Roth
Noch verbliebene Trump-Vertraute gefeuert

Joe Biden schafft Tatsachen: Obwohl ein Teil der früheren Regierungsmitarbeiter bereits gekündigt hat, feuerte Biden noch an seinem ersten Tag im Amt einige besonders hartnäckige Unterstützer Trumps. Gehen muss etwa Michael Pack, der erst im Juni die Leitung der U. S. Agency for Global Media übernommen hatte, die den internationalen Sender Voice of America beaufsichtigt. Pack entließ massenhaft Mitarbeiterinnen und ersetzte sie durch Trump-Loyalisten, außerdem nahm er Einfluss auf die Berichterstattung und setzte Reporter unter Druck, die kritisch über das Weiße Haus berichteten.

Auch Kathleen Kraninger, Chefin der Behörde für Verbraucherschutz im Finanzsektor, wurde gefeuert, ebenso Peter Robb, der der Behörde für Arbeitsrecht und Gewerkschaften vorstand. Beide hatten ihre Häuser nach den Vorlieben der Wirtschaft umzubauen versucht und massiv in Verbraucher- und Arbeitnehmerrechte eingegriffen.

Und schließlich wurde Michael Ellis suspendiert, den das Pentagon erst einen Tag zuvor zum Chefjuristen der National Security Agency (NSA) gemacht hatte, obwohl es qualifiziertere Kandidaten für die Position im US-Inlandsgeheimdienst gegeben hätte. Als Beamter kann Ellis nicht ohne Weiteres entlassen, aber mit anderen – im Zweifelsfall weniger sensiblen – Aufgaben innerhalb des Verteidigungsministeriums betraut werden.
Vera Sprothen
Vera Sprothen
Neue US-Regierung will normales Verhältnis zur Presse

Die Biden-Regierung strebt offensichtlich einen neuen, normaleren Umgang mit Journalisten an. Es werde wieder tägliche Pressekonferenzen im Weißen Haus geben, kündigte Joe Bidens Sprecherin Jen Psaki an.

"Ich habe tiefen Respekt für die Rolle der freien und unabhängigen Presse in unserer Demokratie und für die Rolle, die Sie alle spielen", sagte Psaki bei ihrem ersten Gespräch mit Medienvertreterinnen. Das Weiße Haus habe sich der Wahrheit und Transparenz verpflichtet, fügte Psaki hinzu.

Die Trump-Regierung hatte die eigentlich gängige Praxis von Pressekonferenzen im Weißem Haus praktisch abgeschafft. In den vergangenen zwei Monaten gab es keine entsprechenden Termine mehr. Zudem hatte Trump etablierte Medien wiederholt als Fake News beschimpft und das Vertrauen der Bürger in die Unabhängigkeit der Presse nachhaltig untergraben, um seine eigenen, oft haltlosen Behauptungen zu verbreiten.
Tom Sundermann
Tom Sundermann
Joe Biden hat sich erneut in einer Ansprache an die Öffentlichkeit gewandt. "Wir haben gelernt, dass Demokratie kostbar ist", sagte er vor dem Lincoln Memorial nahe dem Weißen Haus. Die US-Bürgerinnen und -Bürger müssten nun Herausforderungen meistern und "gegen Hass, Gewalt und Hoffnungslosigkeit" kämpfen.

Später sprach auch Vizepräsidentin Kamala Harris. Sie forderte ihre Landsleute auf, furchtlos in die bevorstehende Zeit zu gehen. "Selbst in dunklen Zeiten träumen wir nicht nur, wir tun etwas", sagte sie.
Der Tag der Amtseinführung endet mit einem Konzert in Washington, D. C., eröffnet von Rockmusiker Bruce Springsteen. Dabei treten unter anderem Justin Timberlake, die Foo Fighters und Jon Bon Jovi auf. Moderiert wird die Veranstaltung unter dem Titel Celebrating America von Schauspieler Tom Hanks.
Tom Sundermann
Tom Sundermann
Unter Joe Biden bekommt das Büro des US-Präsidenten, das Oval Office, einen neuen Look. Auf Einladung Bidens konnten Reporter bereits einen Blick erhaschen – und auf dem Tisch hinter dem Präsidenten eine Büste von Gewerkschaftsführer und Menschenrechtler César Chávez sehen, umrundet von gerahmten Familienfotos.
Joe Biden im neu eingerichteten Oval Office
Joe Biden im neu eingerichteten Oval Office. dpa/AP/Evan Vucci
Ebenfalls in Büstenform vertreten sind die Bürgerrechtlerin Rosa Parks und Martin Luther King. Ein Porträt von US-Gründervater Benjamin Franklin hängt an der Wand. Was bleibt, ist der sogenannte Resolute Desk – ein Schreibtisch aus Eiche, gebaut aus dem britischen Polarerkundungsschiff HMS Resolute.
Johanna Roth
Johanna Roth
Bidens erster Anruf ins Ausland geht an Kanadas Premier Trudeau

Joe Bidens erstes Gespräch mit einem ausländischen Regierungschef dürfte gleich eine diplomatische Herausforderung werden. Am Freitag will er laut seiner Sprecherin Jen Psaki mehrere Staatsoberhäupter anrufen, zuerst Kanadas Premierminister Justin Trudeau. Der hatte bereits öffentlich gesagt, er sei "enttäuscht", dass Biden als eine seiner ersten Amtshandlungen den Bau der Ölpipeline Keystone XL gestoppt hatte.

Die Pipeline sollte von Ölsandfeldern in der kanadischen Provinz Alberta bis in den US-Bundesstaat Nebraska führen und neun Milliarden Dollar kosten. Sie ist wegen der Folgen für die Umwelt umstritten, aber auch, weil sie durch das Gebiet amerikanischer Ureinwohner führen würde. Für Kanada ist Bidens Entscheidung ein herber Rückschlag in der Wirtschaftspolitik, auch wenn sich der Bau der Pipeline ohnehin nicht recht mit dem modernen und klimafreundlichen Image vertrug, um das sich die kanadische Regierung bemüht.

Trudeau sagte, er begrüße Bidens Engagement für den Klimaschutz, sei aber enttäuscht – auch wenn er anerkenne, dass Biden sein Wahlversprechen in Bezug auf die Pipeline gehalten habe. Während Donald Trump den Bau von Keystone XL zur Chefsache erklärt hatte, positionierte sich Biden – wie auch schon Barack Obama – dagegen.

Ein anderer Staatschef steht dagegen nicht auf der Liste: Laut Sprecherin Psaki hat Biden derzeit nicht vor, den russischen Präsidenten Wladimir Putin anzurufen.

Tom Sundermann
Tom Sundermann

Erste Pressekonferenz im Weißen Haus

Mit Joe Biden an der Spitze steht den USA ein Wandel in der Migrationspolitik bevor: Der neue Präsident hat dazu einen Gesetzentwurf an den US-Kongress verschickt. Das teilte Bidens neue Sprecherin Jen Psaki bei ihrer ersten Pressekonferenz im Briefing Room des Weißen Hauses mit. Der Entwurf sehe vor, dass Menschen, die bislang ohne Aufenthaltserlaubnis in den USA leben, die Möglichkeit bekommen sollen, eine solche Erlaubnis zu erhalten – und auf lange Sicht auch die Staatsbürgerschaft.

Bei den ersten Gesprächen mit Verbündeten der USA werde der Atomstreit mit dem Iran ein Thema sein, sagte Psaki weiter. Biden gehe davon aus, dass sich mit diplomatischen Mitteln eine erneute Einschränkung des iranischen Atomprogramms erreichen ließe. Der Iran hatte vor einem Jahr angekündigt, wieder unbegrenzt Uran anzureichern.

Psaki berichtete auch von Bidens Wiedereintritt in das Weiße Haus, das er noch aus seiner Zeit als Vizepräsident unter Barack Obama kennt. Der neue Präsident habe eine "unglaubliche Ruhe" ausgestrahlt: "Es hat sich für ihn angefühlt, als würde er nach Hause kommen." Auf die Frage, ob Biden wie seinerzeit Trump noch am selben Tag die Bewerbung für die Wahl in knapp vier Jahren abgeschickt habe, antwortete sie, Biden werde sich erst später in seiner Amtszeit darum kümmern. Für ihn sei es derzeit wichtig, "sich an die Arbeit zu machen".

Jörg Wimalasena
Jörg Wimalasena
Rockstar Jon Bon Jovie
Rockstar Jon Bon Jovie. Mauro Pimentel/GETTY IMAGES

Vor vier Jahren hatte Donald Trump für seine Amtseinführungsfestivitäten "die größten Berühmtheiten der Welt" versprochen. Doch die Stars sagten reihenweise ab. Zum großen Konzert am Tag vor der Amtseinführung kamen an bekannten Künstlern nur die Rockband 3 Doors Down und die konservativen Countrysänger Lee Greenwood und Toby Keith. Der Schauspieler Jon Voight hielt eine Rede. 


Dass Hollywood und die Kulturszene eher den Demokraten nahestehen, gilt als offenes Geheimnis. Doch zu Joe Bidens Konzert werden heute Abend besonders große Stars erwartet. Unter anderem werden Justin Timberlake, Bruce Springsteen, die Foo Fighters und Jon Bon Jovi spielen. Gastgeber ist der Forrest-Gump-Schauspieler Tom Hanks.