Wie viel Zeit verbringen die deutschen Schüler und Schülerinnen mit Lernen, wie viel mit Lesen oder Sport und wie ist ihre psychische Verfassung – das wollte das Ifo-Institut bei einer Onlinebefragung von mehr als 2.000 Eltern wissen. Es ist die erste Studie, die einen Einblick gibt, wie es um die Schüler und Schülerinnen nach einem Jahr Pandemie steht.

Schon im ersten Lockdown im Frühling 2020 hatte das Institut eine ähnliche Erhebung gemacht. Wer beide Befragungen vergleicht, stellt fest: Besser wurde nicht viel – und das sollte die Politik zum Handeln zwingen.

Vielleicht, um mit dem Positiven eines sonst eher deprimierenden Berichts anzufangen: Bei der Digitalisierung und bei der Entwicklung des Distanzunterrichts haben die Schulen im Vergleich zum ersten Lockdown Fortschritte gemacht. Während im Frühling 2020 nur sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler angaben, täglich gemeinsam Unterricht zum Beispiel per Video zu haben, sind es jetzt immerhin 26 Prozent. Diese Entwicklung hat positive Auswirkungen auf die Lernzeit der Schüler und Schülerinnen pro Tag. 4,3 Stunden lernen sie Anfang 2021 pro Tag, eine knappe Viertelstunde mehr als im ersten Lockdown.  

Im Vergleich zum Präsenzunterricht einer Vor-Corona-Zeit ist die Zahl immer noch alarmierend: Als die Kinder noch jeden Tag in die Schule gingen, ein Lehrer in persona vor ihnen stand, war die Lernzeit pro Tag drei Stunden länger.

Bewegungsmangel nimmt zu

Gleichzeitig gibt es Kinder, die auch noch im Frühjahr 2021 kaum vom Distanzunterricht erreicht werden: Jedes vierte Kind beschäftigt sich nicht mehr als zwei Stunden pro Tag mit Schule, 39 Prozent der Schülerinnen haben nur einmal die Woche Videounterricht.

Dass mehr als die Hälfte der Eltern denkt, dass ihre Kinder zu Hause weniger gut lernen als in der Schule, wird wohl keinen Bildungspolitiker überraschen. Besonders problematisch ist die Situation der Schüler aus Nicht-Akademikerhaushalten: Sie erhalten seltener Onlineunterricht, seltener eine Rückmeldung vom Lehrer, haben seltener persönliche Gespräche mit Lehrern.

Was also machen die Schüler und Schülerinnen den ganzen Tag? Die Befragung zeigt, was viele Eltern – oft verzweifelt und hilflos – beobachten: Die Kinder tauchen in die Welt der Computerspiele ab, posten Videos bei TikTok oder laden Selfies bei Instagram hoch. Insgesamt 4,6 Stunden pro Tag verbringen sie damit – mehr Zeit als für Schulaufgaben oder den Distanzunterricht. Eine der Sekundärfolgen: Knapp ein Drittel der Eltern berichtet, dass ihre Kinder aufgrund von Bewegungsmangel zugenommen hätten.