In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben – und wie viel sie monatlich auf die Seite legen.

Mein Job

Beruf: Ich bin Kostümbildassistentin an einem städtischen Theater in Berlin. Mein Beruf ist sehr kleinteilig, ich bin die Schnittstelle zwischen der Maske, der Kostümwerkstatt, den Schauspielern und dem Kostümbildner. Der Kostümbildner entwirft das Kostüm, ich arbeite ihm zu und plane sozusagen alles drumherum. Dazu gehört die Vorbereitung und Organisation der Anproben, das Betreuen der Proben und der Maskentermine. Abseits der Proben übernehme ich die Materialrecherche und den Materialeinkauf. Ab und zu kann ich auch direkte Kostümvorschläge einbringen, bei kleinen Produktionen übernehme ich auch die Position des Kostümbildners.

"Immer mal wieder frage ich mich, ob ich nicht nochmal studieren sollte, aber ich bin gut in meinem Beruf."

Ausbildung: Ich habe weder eine Ausbildung noch ein Studium. Nach dem Abitur kam ich nach einem Praktikum am Film und ein paar Hospitanzen zu meinem ersten Job als Kostümbildassistentin. Insgesamt kann ich bis heute sechs Jahre professionelle Arbeitserfahrung im Kostümbild vorweisen. Ich war bisher an vier großen Häusern in Berlin, in Oberhausen und am Burgtheater Wien tätig. Dazu kommen große TV-Produktionen und mehrere Kurzfilme. Immer mal wieder frage ich mich, ob ich nicht nochmal studieren sollte, aber ich bin gut in meinem Beruf.

Wöchentliche Arbeitszeit: Je nachdem, wie weit die Proben fortgeschritten sind, komme ich auf 40 bis 60 Stunden pro Woche. Ehrlicherweise sind es meistens eher 60. Gerade während der Endproben arbeite ich fast täglich von zehn bis elf Uhr abends, meistens auch samstags. Diese Spielzeit habe ich an meinem Theater als Assistentin vier große Produktionen betreut und als Kostümbildnerin für drei kleine Produktionen gearbeitet. Zwischen den Produktionen bleiben meist nur wenige Tage, an denen ich in den Theaterwerkstätten oder im Büro arbeite. Ab und zu habe ich einen Hospitanten, der mich bei der Arbeit unterstützt. Das Theater zahlt dafür kein Geld, die Unterstützung ist sehr wichtig.

Meine Einnahmen

Bruttoeinkommen: 2.100 Euro, seit meiner Gehaltserhöhung vor wenigen Monaten. Für eine Assistentin am Theater ist das viel. Der Mindestlohn für NV-Bühne liegt bei 1.865 Euro.  

Nettoeinkommen: 1.355 Euro, plus Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Meine Ausgaben

Miete: Ich wohne in einer Dreier-WG und zahle für mein Zimmer 430 Euro warm.  

Versicherung: Ich habe eine Haftpflichtversicherung, die kostet 50 Euro im Jahr. Meine Unfallversicherung bezahlt mein Vater.

Abos: Für das Fitnessstudio zahle ich monatlich 20 Euro, für Spotify 5 Euro und Netflix nutze ich zusammen mit meinem Bruder, der das Konto bezahlt. Für meine Website möchte mein Provider monatlich 4 Euro von mir.  Dazu kommt ein monatlicher Euro für einen größeren iCloud-Speicher. Macht 30 Euro zusammen.

Handy: Ich zahle 40 Euro für die Flatrate. Mein Telefon nutze ich jeden Tag auch beruflich: Wir organisieren uns in WhatsApp-Gruppen und ich telefoniere viel mit Kollegen.

"Ich versuche, Plastikverpackungen zu vermeiden."
Isabell, Kostümbildassistentin

Lebensmittel: Weil ich so viel arbeite, schaffe ich es nicht immer, mir etwas für den Tag vorzukochen. Daher kommt es vor, dass ich in der Theaterkantine esse oder mir unterwegs etwas kaufe. 500 Euro gebe ich im Monat für Lebensmittel aus. Wenigstens bei Lebensmitteln möchte ich nicht unbedingt auf mein Geld achten. Das heißt nicht unbedingt, dass ich komplett bio einkaufe, aber ich liebe es, vielseitig zu essen und ich versuche, Plastikverpackungen zu vermeiden.

Infrastruktur: Mein BVG-Ticket zahlt mein Arbeitgeber.

Kleidung: 120 Euro monatlich sind realistisch. Ich kaufe sehr viel Second Hand und verkaufe einiges über eBay Kleinanzeigen, um die Kosten zu minimieren. Unterschiedliche Kleidung zu tragen und mich darüber ausdrücken zu können ist mir sehr wichtig. Das ist mein Job. Zu jeder Premiere besorge ich mir ein neues Outfit.

Körperpflege: 80 Euro. Es war mal mehr, aber ich muss sparen. Ich färbe mir gerne die Haare in den unterschiedlichsten Farben, zum Glück sind Friseure unter meinen Freunden, bei denen ich sehr wenig dafür zahlen muss. Für Kontaktlinsen gebe ich monatlich 15 Euro aus.

Am Ende ist alles nur Theater

Freizeit: Ich arbeite so viel, dass ich selten die Kraft und Zeit finde, auszugehen. Ich freue mich am Wochenende meistens, dass ich mein eigenes Zimmer für ein paar Stunden genießen kann, eher selten gehe ich für einen Drink raus. Handwerkliches Arbeiten macht mir Spaß - meine neue Nähmaschine hat 300 Euro gekostet. Ich gehe gerne auf Stoffmärkte. Wenn ich mir in anderen Theatern Stücke anschaue, bekomme ich meistens eine Steuerkarte. Und wenn ich dann doch ausgehe, dann gehe ich ins Berghain, um zu tanzen. Insgesamt komme ich auf 80 Euro im Monat.

Bücher: Ich kaufe meistens Mängelexemplare. Pro Monat sind das 10 Euro.

Urlaub: Da ich am Theater arbeite, habe ich keinen Urlaub, den ich mir aussuchen kann, sondern sechs Wochen Theaterferien im Sommer, wenn kein Programm angeboten wird. Zu verreisen kann ich mir aber nicht leisten. Mein Freund lädt mich hin und wieder zu einer Reise ein. Angenehm finde ich dieses Ungleichgewicht nicht, aber momentan geht es nicht anders.

Sonstiges: Ich leide stressbedingt unter Bruxismus, also Zähneknirschen. Gegen die Migräne am nächsten Tag und um meine Zähne zu schonen, lasse ich mich alle anderthalb Jahre beim Zahnarzt mit einer Spritze behandeln. Die kostet 330 Euro, die gesetzliche Krankenkasse zahlt diese Behandlung nicht.

So viel bleibt am Ende übrig

Über die Zeit bin ich ins Minus geraten. Seit meiner Gehaltserhöhung vor ein paar Monaten habe ich endlich einen Dauerauftrag über 100 Euro auf ein Zweitkonto eingerichtet, mit denen ich etwa 1.000 Euro an angesammelten Schulden abbezahlen möchte. Es passiert aber häufig, dass ich davon etwas zurückbuche. Zuletzt, weil ich ein Theaterfestival in einer anderen Stadt besuchen wollte, um Kontakte zu knüpfen.

Mein Leben besteht zum großen Teil aus der Arbeit am Theater. Um weiterzukommen hilft es, neue Leute kennen zu lernen, oder freie Arbeiten als Kostümbildnerin zu machen. Leider fehlt dafür bei einer Sechs-Tage-Woche oft sowohl Energie als auch die Zeit. Ich liebe meinen Beruf, aber ich wünsche mir, dass Ruhezeiten ernster genommen werden. Am Ende ist alles nur Theater.