Der frühere langjährige Chefredakteur und Herausgeber der ZEIT, Theo Sommer, ist im Alter von 92 Jahren in Hamburg gestorben. Er prägte den deutschen Journalismus über Jahrzehnte. Zahlreiche Medien blicken anlässlich seines Todes auf seine Verdienste zurück und würdigen ihn mit einem Nachruf.

Sommer sei "ein großer Zeitungsmacher" gewesen, schreibt der Tagesspiegel. Konferenzen mit ihm seien "nie langweilig, sondern voller Witz und Esprit" gewesen. "Er war einer der bedeutendsten Journalisten seiner Generation; beschränkt man sich auf den Printjournalismus, vielleicht der bedeutendste." Sommer sei eine "Instanz" in der Welt der deutschen politischen Publizistik.

Er habe die ZEIT zu einer wichtigen außenpolitischen Stimme in der deutschen Medienlandschaft geformt, schreibt der Tagesspiegel. "Mit Lust und einem Sack voller Kenntnisse, den seine unbezwingbare Neugierde füllte, surfte er unermüdlich durch die Tiefen und Untiefen der Weltpolitik."

"Ein Leben, das ihm Spaß gemacht hat"

Nichts habe Sommer mehr bewegt als die Weltpolitik, heißt es in der Süddeutschen Zeitung. Sie würdigt Sommer als "Weltbürger" und "Vordenker bundesrepublikanischer Politik". Die Zeitung erinnert daran, dass Sommer bereits 1986 in einem Leitartikel geschrieben habe: "Wir sind ein Einwanderungsland, und wir sollten uns dazu bekennen." In dieser Leserschaft habe dies für Kritik gesorgt, jüngere Kollegen hätten Sommer aber "für seinen Mannesmut" gefeiert.

Für den Stern endet mit dem Tod Theo Sommers "eine Ära des deutschen Journalismus" – und "ein Leben, von dem wir sicher sein können, dass es ihm viel Spaß gemacht hat". 65 Jahre lang sei Sommer "tongebender Autor" der ZEIT gewesen. "Ein Chefredakteur, der mit fast 60 an einem Bungee-Seil von der neuseeländischen Kawarau Bridge springt. Braucht es mehr, um Theo Sommer zu beschreiben? Den großen Leitartikler, klugen Betrachter der Zeitläufte, scharfen Analytiker des politischen Geschehens, Fürsprecher und Diplomaten, preisgekrönten Journalisten, Transatlantiker und Europäer."

Sommer habe immer mit seiner Haltung und seiner Unerschrockenheit beeindruckt, heißt es in dem Nachruf weiter. "Wir haben mit ihm gestritten, wir haben, mit allem Respekt, auch unsere Witze über ihn gemacht, selten über ihn geärgert, verehrt nicht aufgrund seines formellen Status, sondern ihn einfach bewundert, beneidet um seine Weltläufigkeit und auf unsere eigene Weise: geliebt. Weil er ein Frechdachs war. Aber mit Grandezza!" Er habe sehr gern laut gelacht und sehr gern auch über sich selbst.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnet den Journalisten als "eine Institution" – nicht nur für seine Redaktion, "sondern in der ganzen Republik". Er sei auch nach dem Ausscheiden als Herausgeber der ZEIT im Jahr 2000 in unterschiedlichsten Funktionen aktiv geblieben – "schreibend, herausgebend, repräsentierend".