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Berliner Brandstifter Wodka darf wieder schmecken

Der Vodka von Berliner Brandstifter hat 43,3 Volumenprozent.
Der Vodka von Berliner Brandstifter hat 43,3 Volumenprozent.
© Hersteller
Hauptsache, es knallt: Das schien lange das Motto der Wodka-Hersteller gewesen zu sein. Nun findet eine Trendumkehr statt: Wodka darf wieder schmecken. Ein besonders gutes Exemplar kommt aus Berlin.

Wenn Carrie Bradshaw und ihre Freundinnen aus "Sex and the City" in den 90ern feiern gingen, kam nur ein Drink in Frage: der Cosmopolitan, stilecht im Cocktailspitzglas und mit Wodka zubereitet. Die klare Spirituose passte perfekt in das Lebensgefühl der Neunziger und Nullerjahre, als Bars die Happy Hour entdeckten, knallbunte Cocktails servierten und Energy-Drinks die Dancefloors eroberten.

Doch das "Wässerchen" hat ein Imageproblem. Es ist verschrien als Schnaps für Wirkungstrinker. Kein Wunder: Die meisten Hersteller versuchen, ihren Wodka möglichst rein und konturenlos zu gestalten. Man könnte auch sagen: seelenlos. Damit eignet er sich als Cocktail-Basis, eine geschmackliche Offenbarung erlebt man selten.

Wodka steht im Schatten von Gin, Whisky und Mezcal. Dabei ist es immer noch die mit Abstand meistverkaufte Spirituose der Welt: Geschätzt 200 Flaschen pro Sekunde werden weltweit konsumiert, schrieb das Fachblatt "Mixology" in 2017. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Craft-Bewegung der industrialisiertesten aller Spirituosen widmete und die Branche ähnlich radikal umkrempelte wie zuvor bei Bier und Gin.

Würzig statt neutral

Berlin, Nähe Spittelmarkt. Direkt am Spreekanal hat Vincent Honrodt sein Büro. Unter der Marke Berliner Brandstifter brachte er 2009 einen eigenen Korn auf den Markt. "Wir wollten zeigen, dass man ein unterbewertetes Segment wie Korn hochwertig produzieren kann", erklärt Honrodt im Gespräch mit dem stern seine Motivation. Damals hatten regionale Produkte noch Seltenheitswert, mit den Flaschen im Jutebeutel klapperte er die Bars ab. Mit Erfolg: Die "New York Times" adelte seinen Korn als eines der spannendsten Produkte aus Europa. 2013 legte er mit einem Dry Gin nach und profitierte vom Wacholder-Hype.

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Das jüngste Produkt ist ein Wodka, der einiges anders macht. "Es gibt schon gefühlt 10.000 klare Varianten", erklärt Honrodt. "Für mich war daher klar: Wenn wir einen Wodka herausbringen, wollen wir nicht Nummer 10.001 machen." Stattdessen wählte er einen anderen Ansatz: Die Basis sind Zuckerrüben, dadurch erhält der Wodka eine süßliche Note - trotz vergleichsweise hoher 43,3 Volumenprozent. Verfeinert wird er mit diversen Botanicals, etwa Rosenblüten, schwarzer Johannisbeere, Kornblume und Veilchenwurzel. Das kennt man auch von vielen Gins.

Damit zielen die Berliner auf die Marktlücke zwischen den geschmacksneutralen Edeldestillaten und den aromatisierten Wodkas, wie sie etwa Absolut in Dutzenden Varianten anbietet. Zugleich ist der Berliner Brandstifter Wodka eine Hommage an Honrodts Urgroßvater, der Besitzer einer Zuckerfabrik im Berliner Umland war.

Nicht nur Berlin brennt

Wie viele Flaschen die Brandstifter im Jahr verkaufen, verrät der Unternehmenschef nicht. Betriebsgeheimnis. Aber man wachse langsam und kontinuierlich. Mit 35 Euro für 0,7 Liter befindet man sich preislich im oberen Drittel. Für viele Bars dürfte der Wodka damit zu teuer sein. Honrodt sieht das anders: "Man kann unseren Wodka nicht mit einem Produkt vergleichen, das zehn Millionen mal hergestellt wird. Wir haben vielleicht 10.000 Flaschen produziert", sagt er. Und: "Bei einem Gin Tonic sind es die Leute gewohnt, 13 oder 14 Euro zu bezahlen. Das finde ich auch viel. Beim Wodka ist das Verständnis noch nicht da."

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Handgemachte Spirituosen aus regionalen Zutaten erlebten in den letzten Jahren einen Boom. Mittlerweile gibt es zahlreiche Nischenanbieter mit hochwertigen Wodkas: Georg Hiebl vom Freimeister-Kollektiv brennt etwa aus Amaranth einen Wodka (24 Euro für 0,5 Liter), auf den Edelmarkt zielt der fassgelagerte Windspiel Kartoffel-Wodka aus der Vulkaneifel (45 Euro für 0,5 Liter). Honrodt sieht das gelassen: "Wir freuen uns über jeden kleinen Wettbewerber, der sich in dem Bereich engagiert. Wir sitzen alle im gleichen Boot."

Gin, Wodka - oder gar Tequila?

Ist Wodka nun das nächste große Ding für die Barwelt? Honrodt ist skeptisch. "Ich kann mir vorstellen, dass der Gin-Trend nicht nur drei, vier Jahre dauern wird. Vielleicht ist irgendwann nicht mehr die Vielfalt nötig, die es heute gibt. Aber Gin hat das Zeug zum Generationenphänomen, so wie Wodka in den 90ern. Nichtsdestotrotz poppen ja andere Dinge auf - in den USA gehen Premium-Tequilas durch die Decke."

Ob sich die Spirituose noch einmal neu erfindet, hängt auch von den Barkeepern ab: Mit modern interpretierten Klassikern - etwa Sex on the Beach, Moscow Mule oder dem Cosmopolitan - könnte man die derzeit beliebten 90er zurück ins Glas bringen. Carrie Bradshaw würde es freuen.

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