Seit Samstag gilt in Berlin die 2G-Regel in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens. Demzufolge dürfen nur noch Menschen, die geimpft oder genesen sind in gewisse Einrichtungen – unter anderem Cafés und Restaurants. Betroffen ist auch die Dessert-Kette Wonder Waffel. Das Kreuzberger Franchise-Unternehmen, mit Filialen in der Schweiz und den USA, darf keine Menschen mehr bewirten, die nicht geimpft oder genesen sind.
Eine Maßnahme, an der sich Wonder Waffel stört. Als Reaktion auf den Beschluss ließ sich das Unternehmen eine Marketingaktion einfallen, die polarisiert: gratis Kaffee für Ungeimpfte. Der Slogan prangt Dienstagabend in großen Buchstaben in einem Beitrag auf „Instagram“. Wonder Waffel stehe für Respekt und Toleranz, egal was auf der Welt passiert. Man solle sich bewusst machen, wie man 2019 zueinander war. Der Store bedaure die 2G-Regel sehr – viele Stammgäste dürften nicht mehr begrüßt werden.
Mit Sternchen als Zusatz versehen und in einer Schriftgröße, die dreimal kleiner ist, steht die Information, dass das Angebot, den ganzen Dezember kostenlos Kaffee zu trinken, auch für Geimpfte und Genesene gilt. Die Kommentare der User überschlugen sich innerhalb kürzester Zeit. Während sich einige Menschen verstanden fühlen und der Waffel-Kette für die Aktion danken, dominieren die kritischen Stimmen.
Wonder Waffel habe richtig einen an der Waffel, lautet der Kommentar eines Users. Jemand anderes schreibt: „Was ist mit den Mitarbeitern, die sich den Ungeimpften aussetzen müssen und sich aus Angst vor finanzieller Notlage nicht trauen, den Job zu kündigen?“ Über tausend Menschen machen ihren Unmut über diese Marketingstrategie Luft. Wonder Waffel verhalte sich unsolidarisch und sympathisiere mit Menschen, die dafür verantwortlich seien, dass das Pflegepersonal an seine Belastungsgrenze stoße.
Eine Reaktion, die Wonder Waffel so nicht erwartet zu scheinen hatte. Bereits am nächsten Morgen war der Post nicht mehr zu sehen. Dafür eine Stellungnahme, wieso der Beitrag gelöscht wurde. Wonder Waffel sei die falsche Plattform für Streit und Diskussion. Es seien „unnötige Bewertungen und Rezensionen“ verfasst worden. Diese würden das Unternehmen schädigen, das sich die Gründer „als Gastronomen hart erarbeiten mussten“. Trotz aller Kritik bleibe das Angebot aber weiterhin bestehen.
Auf Anfrage von WELT hieß es von Wonder Waffel: „Dass es Menschen gibt, die es falsch verstehen möchten, haben wir uns schon gedacht. Es erfreuen sich viele Menschen daran, andere leiden zu sehen.“ Der Post sei gelöscht worden, weil man gemerkt habe, dass sich „die Menschen untereinander nicht verstehen.“ Die Aktion sei keine „Exklusiv-für-Ungeimpfte-Aktion“ gewesen. Viele Gäste hätten sich bei dem Unternehmen dafür bedankt.
Mit einer solchen Marketingstrategie, die Impfdebatten befeuert, steht Wonder Waffel nicht alleine da. Auch das Café San Sebastian in Berlin-Wilmersdorf wirbt mit gratis Kaffee für Ungeimpfte. Hier auch der eher unauffällige Hinweis, dass das Angebot auch für Geimpfte und Genesene gelte – man wolle schließlich fair bleiben. Das Café wolle mit der Aktion ein Zeichen „gegen diese unfairen und teilweise sinnlosen Maßnahmen“ setzen.