"Menschen sind dafür gestorben!", sagte Meryl Streep bei der Pressekonferenz in Venedig, als vor einigen Wochen beim dortigen Filmfestival der Wettbewerbsbeitrag Die Geldwäscherei vorgestellt wurde. Streep fuhr fort: "Dieser Film macht Spaß, er ist lustig – aber er ist auch wirklich, wirklich, wirklich wichtig."

Damit ist bereits ziemlich genau benannt, was den neuen Film von Steven Soderbergh ausmacht, der nach einem gewollt kurzen Gastspiel in ausgesuchten Kinos nun bei Netflix zu sehen ist: Er soll witzig sein. Er soll wichtig sein. Er hat in Streep eine beeindruckende Hauptdarstellerin. Leider tut nur der letzte Punkt dem Film gut.

Die Geldwäscherei erzählt von der Enthüllung der Panama Papers im Jahr 2016, die die Machenschaften der einst in Panama ansässigen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca öffentlich machte; sie hat mittlerweile ihre Geschäfte eingestellt.

Die Süddeutsche Zeitung hatte von einem bis heute unbekannten Whistleblower ein Konvolut von Millionen Dokumenten zugespielt bekommen, die zeigten, dass die Kanzlei auf Vermittlung von Banken viele Jahre lang Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen aus der ganzen Welt bei der Gründung von Offshore-Firmen behilflich gewesen war, es ging um Hunderttausende Briefkastenfirmen. Diese wurden zur Steuervermeidung ebenso wie zur Geldwäsche oder Steuerhinterziehung benutzt. Ein internationaler Medienverbund arbeitete an den weitreichenden Recherchen, in deren Folge unter anderem der isländische Ministerpräsident zurücktrat und der pakistanische Premierminister seines Amtes enthoben wurde. Jürgen Mossack und Ramón Fonseca Mora, die Gründer der Kanzlei, saßen zwei Monate in Untersuchungshaft, wurden aber wieder freigelassen. Gegen sie wird offenbar bis heute weiter ermittelt.

Ein hochkomplexer Stoff also, den ganze Zeitungsserien kaum umfassend abbilden konnten. Das spricht nicht gegen den Versuch, ihn in einem Spielfilm zu verarbeiten. In den vergangenen Jahren gab es mit François Ozons Gelobt sei Gott, Tom McCarthys Spotlight und The Big Short von Adam McKay einige Beispiele, die vergleichbar verzweigte reale Geschehnisse schilderten. Ozon und McCarthy erzählten von Missbrauchsskandalen innerhalb der katholischen Kirche, McKay adaptierte das Sachbuch The Big Short von Michael Lewis, das die Finanzprodukte erklärte, deren Aus-dem-Ruder-Laufen schließlich zur Bankenkrise 2008 führte. Diesen Regisseuren gelang es, eine explizit politische Haltung zu realen Vorgängen, auf die sie sich bezogen, mit der minutiösen Rekonstruktion der Abläufe zu verbinden – und daraus Filme zu machen, die informierten, aber nicht langweilten; die unterhielten, aber nicht trivialisierten.

Sich zu positionieren, ohne zu predigen oder didaktisch zu werden: Diese zugegebenermaßen nicht eben einfache Herausforderung muss jeder Film mit eindeutig politischem, aufklärerischem Anspruch lösen – und zwar mit ästhetischen Mitteln. An welcher Stelle und weshalb geht das in Soderberghs Die Geldwäscherei also derart deutlich schief?

Der Film verhandelt seinen Stoff in einer Mischung aus Farce, Lehrfilm und politischem Manifest. Soderbergh setzt Fonseca Mora (Antonio Banderas) und Mossack (Gary Oldman) als clowneske Erzähler ein, die in ironisch-erklärenden Publikumsansprachen vor greller Urlaubs- und Clubkulisse ihre Sicht auf die Ereignisse kundtun. "Als Allererstes müssen Sie sich fragen: Sind Sie reich?" fragen die beiden beispielsweise und tun einige Sätze lang so, als wollten sie sich beratend an ein Publikum richten, das selbst Interesse an der möglichst lukrativen Anlage ihres Vermögens haben könnte.

Soderbergh illustriert die Geschehnisse mit der Geschichte der Rentnerin Ellen Martin (Meryl Streep), die mit ihrem Mann Joe (James Cromwell) bei einer Bootstour auf dem Hudson River den vierzigsten Hochzeitstag feiert. Das Boot aber sinkt. Ellen verliert nicht nur ihren Ehemann, sie wird auch damit konfrontiert, dass ihr aus offenbar dubiosen Gründen die Auszahlung der vollen Summe der fälligen Unfallversicherung verweigert wird. Und am Ende einer Kette aus Rückversicherungen steht selbstverständlich: Mossack Fonseca.

Mit einem gemischten Figurenpersonal versucht der Film, zum einen die Hintergründe solcher Steueroasengeschäfte verständlich zu machen, wie Mossack Fonseca sie im Kundenauftrag erledigten, und zum anderen das Leid, das diese Schattenseite des weltumspannenden zeitgenössischen Finanzsystems verursachen kann. Von der Szene, in der Ellen eine Offshore-Firma aufsucht und tatsächlich nur Postfächer findet, bis zu einem afrikanischen Trust-Inhaber, der seine Frau betrügt und das Schweigen der Tochter mit hohen Geldanlagen zu erkaufen versucht, findet Die Geldwäscherei dafür aber vor allem plakative und erwartbare Bilder.