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Saatgutkonzern Krebs durch Glyphosat? Monsanto steht vor Gericht

Ein Bauer versprüht unter anderem Glyphosat von Monsanto auf seinen Feldern
Monsanto soll nicht ausreichend über die Gefahren seines Unkrautvernichters mit dem Wirkstoff Glyphosat  informiert haben (Symbolbild)
© Jean-Francois Monier / AFP
Die WHO stufte den umstrittenen Wirkstoff Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Saatgutriese Monsanto wehrt sich vehement gegen diese Einschätzung. Jetzt muss der Konzern sich vor Gericht verantworten, weil mehrere Krebsleidende Klage erhoben haben - das wird auch für Bayer gefährlich.

Gerade hat der deutsche Bayer-Konzern den Saatgutriesen Monsanto gekauft. Der muss sich jetzt allerdings erstmal mit seiner dreckigen Wäsche beschäftigen: In den USA wird der Konzern wegen angeblich verschleierter Krebsrisiken seines Unkrautvernichters Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat verklagt. 

Am Montag begann in San Francisco der erste Prozess - viele weitere könnten folgen. Zunächst geht es um die Klage des 46-jährigen Dewayne Johnson, bei dem 2014 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde. Er macht Monsantos Roundup für sein tödliches Leiden verantwortlich und wirft dem nun zu Bayer gehörenden US-Unternehmen vor, die Gefahren des weltweit stark verbreiteten Produkts verschwiegen zu haben. 

Zahlreiche Krebs-Patienten klagen gegen Monsanto

Bei der ersten Gerichtsanhörung standen Verfahrensfragen auf der Agenda - bevor der Prozess richtig losgehen kann, muss zunächst eine Jury gefunden werden. Obwohl es sich nur um einen Einzelfall handelt, birgt der Prozess für Bayer und Monsanto Brisanz, denn in den USA gibt es zahlreiche weitere solcher Klagen. Der jetzige Fall wird laut US-Medien zuerst verhandelt, weil Kläger Johnson bereits im Sterben liegt und deshalb in Kalifornien Anrecht auf einen schnelleren Prozessbeginn hat. Zwar ist der Ausgang für die anderen Fälle nicht bindend, doch er könnte ein wichtiger Indikator für sie sein. 

Glyphosat-Prozesse werden auch für Bayer gefährlich

Monsanto streitet einen Zusammenhang zwischen Roundup, beziehungsweise dessen Wirkstoff Glyphosat, und Krebserkrankungen seit Jahren energisch ab. Das Unternehmen beruft sich in einem Statement auf "mehr als 800 wissenschaftliche Studien, die US-Umweltbehörde EPA, die Nationalen Gesundheitsinstitute und Aufseher weltweit". Sie alle seien zu dem Schluss gekommen, dass Glyphosat sicher sei und es keinen Krebs verursache. Man habe Mitgefühl mit jedem, der an Krebs leide, aber "der wissenschaftliche Befund zeigt klar, dass Glyphosat nicht die Ursache war".

Doch die Frage, ob Monsantos Verkaufsschlager Roundup zu Krebs führen kann, ist hoch umstritten. So stufte die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Unkrautvernichter 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" für Menschen ein. Fest steht: Sollte die Klagelawine in den USA sich zu
einem größeren finanziellen Risiko für Monsanto entwickeln, so wäre auch Bayer stark betroffen. Die Leverkusener hatten den rund 63 Milliarden Dollar teuren Kauf des Saatgutherstellers aus St. Louis erst vor rund eineinhalb Wochen offiziell abgeschlossen.

sve DPA
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