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Facettenreiche Fehde Trump vs. Merkel: Wie der US-Präsident immer wieder gegen die Kanzlerin schießt

Donald Trump vs. Angela Merkel
Schwieriges Verhältnis: Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump (v. l., Archivbild)
© Michael Kappeler / DPA
Donald Trump hat sich in den Asylstreit eingeschaltet und Angela Merkel in aller Öffentlichkeit kritisiert. Nicht das erste Mal, dass der US-Präsident gegen die Bundeskanzlerin schießt: Rückblick auf eine facettenreiche Fehde.

Das hat Angela Merkel gerade noch gefehlt: In ihren erbitterten Streit mit der CSU um den Umgang mit Flüchtlingen an der Grenze hat sich nun ausgerechnet auch noch Donald Trump eingemischt. Der US-Präsident bescheinigte der Kanzlerin am Montag über den Kurzbotschaftendienst Twitter, infolge ihres Kurses in der Einwanderungspolitik in einer schweren Vertrauenskrise zu stecken. 

+++ Lesen Sie hier mehr zu dem Asylstreit in der Union und zu Donald Trumps (tendenziell falschen) Behauptungen dazu. +++

Trump versetzte Merkel damit erneut eine verbale Ohrfeige. Und er brach einmal mehr ein diplomatisches Tabu: Dass sich ein US-Präsident derart massiv in Interna eines Partnerstaates einmischt, ist höchst ungewöhnlich. Ein Rückblick auf Trumps Umgang mit der Kanzlerin:        

Donald Trumps Wahlkampftiraden

Schon während seiner Kampagne führt Trump die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin als warnendes Beispiel an. Damit habe "diese Frau" ein "totales Desaster" angerichtet, erklärt er. Und er sagt Merkel ein bitteres Ende voraus: Die Deutschen würden sie am Ende "stürzen". 

Der unterbliebene Händedruck 

Bei einem Besuch der Kanzlerin in Washington im März 2017 zwei Monate nach Trumps Amtsantritt ist unübersehbar, wie sehr die beiden fremdeln. Im Oval Office ignoriert Trump die Bitte der Kameraleute wie auch der Kanzlerin um einen Händedruck. Bewusster Affront oder einfach nur Geistesabwesenheit? Das wird zwar nie richtig geklärt. Gleichwohl wird die Szene zum Sinnbild der starken Spannungen. Direkt nach Merkels Abreise empört sich Trump auf Twitter über zu niedrige deutsche Verteidigungsausgaben.

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Die verspätete Gratulation 

Nach Merkels Sieg bei der Bundestagswahl im September 2017 braucht der US-Präsident vier Tage, um sie zu beglückwünschen. Zum Vergleich: Russlands Staatschef Wladimir Putin muss nur halb so lange warten. Zwei Tage nach seiner Wiederwahl im vergangenen März gratuliert Trump am Telefon.   

Küsschen statt Kompromisse 

Bei Merkels zweitem Besuch bei Trump im vergangenen April klappt die Körpersprache besser. Der Gastgeber verteilt Küsschen an die Kanzlerin und schüttelt ihr vor den Kameras im Oval Office die Hand. Und auch ansonsten ergeht sich Trump in Freundlichkeiten, preist die Kanzlerin gar als "außergewöhnliche Frau". In der Sache bleibt Trump aber hart, vor allem in seiner Kritik an den Handelsbeziehungen. Fünf Wochen nach Merkels Besuch weitet er seine Strafzölle auf Stahl und Aluminium auf die EU aus.

Der undiplomatische Diplomat 

Trumps Mann in Berlin führt sich mit einem Paukenschlag ein. Nachdem der US-Präsident das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt hat, fordert der neue US-Botschafter Richard Grenell Anfang Mai deutsche Firmen in autoritärem Ton auf, ihre Geschäfte im Iran "sofort" herunterzufahren. Später verstößt der Diplomat erneut gegen diplomatische Gepflogenheiten, indem er auf dem ultrarechten Portal "Breitbart" ankündigt, sich für konservative Anti-Establishment-Bewegungen in Europa einsetzen zu wollen. 

Gipfel der Zwietracht 

Der G7-Gipfel Anfang Juni endet im Fiasko, weil Trump wegen seines Streits mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau über den Handel das gemeinsame Abschlusskommuniqué nachträglich aufkündigt. Eine von Merkels Sprecher Steffen Seibert verbreitete Aufnahme wird zum Symbolfoto des Treffens: Die Kanzlerin und andere Partner stehen am Verhandlungstisch, Trump sitzt ihnen mit verschränkten Armen gegenüber. 

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Der Präsident dementiert jedoch später, dass während der abgebildeten Szene eine angespannte Stimmung geherrscht habe, und lobt seine "gute Beziehung" zu Merkel.  

Die "prekäre Koalition" 

Mit seinen Tweets an diesem Montag knüpft Trump nahtlos an seine Wahlkampftiraden an. Die Krise in der "ohnehin prekären Koalition in Berlin" beschreibt er als Quittung für Merkels Zuwanderungspolitik, welche die Kriminalitätsrate habe stark steigen lassen (was tendenziell falsch ist). "Die Menschen in Deutschland wenden sich gegen ihre Führung", konstatiert der US-Präsident. Erneut hält er Merkels Kurs als warnendes Beispiel hoch: "Wir wollen nicht, dass das, was mit der Einwanderung in Europa passiert, uns passiert!" twittert Trump.

fs AFP

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