Russland verweigert dem ARD-Journalisten Hajo Seppelt die Einreise zur Fußball-Weltmeisterschaft. Sein vom Sender beantragtes Visum sei am Freitag für ungültig erklärt worden, Seppelt stehe auf der Liste der "unerwünschten Personen", teilte der Sender mit. Nähere Angaben zu den Hintergründen seien nicht gemacht worden.

Die ARD betrachtet dies als einen "einmaligen Vorgang in der Geschichte des ARD-Sportjournalismus" und als "beispiellosen Eingriff in die Pressefreiheit". Bei Sportgroßereignissen wie der Fußball-WM oder den Olympischen Spielen sei der freie Zugang für Medienvertreter aus aller Welt üblicherweise selbstverständlich und gehöre zu den Voraussetzungen für die Vergabe an Ausrichterländer.

"Das ist für mich kein Zeichen von Respekt vor der Tätigkeit eines investigativen Journalisten, sondern eher dafür, dass man unangenehmen Themen gegenüber lieber die Augen verschließt", sagte Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen.

"Moskau verspielt weiter Vertrauen"

Auch Journalistenverbände kritisieren Russlands Entscheidung. "Angesichts der Tatsache, dass er die Dopingfälle in Russland öffentlich gemacht hat, kann man davon ausgehen, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt", sagte DJV-Vorsitzende Frank Überall. Auch Reporter Ohne Grenzen (ROG) geht von einer politischen Entscheidung aus. "Die FIFA muss die Entscheidung Russlands anprangern und sich für dafür einsetzen, dass Hajo Seppelt zur WM-Berichterstattung nach Russland einreisen kann", forderte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Platz 148 von 180.

Frank Steffel, der Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Sportausschuss, sagte: "Moskau verspielt kurz vor den WM-Spielen immer weiter Vertrauen." Das sei "kein gutes Omen". Die Grünen-Parteivorsitzende Annalena Baerbock kritisierte: "Sport ist immer auch Politik. Der DFB darf dazu nicht schweigen."

Hajo Seppelt gilt als einer der bekanntesten deutschen Dopingexperten. Der Berliner arbeitet als freier Journalist für die ARD und ist Autor mehrerer Fernsehreportagen und Dokumentationen über Doping. Sein Film "Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht" 2014 deckte auf, wie russische Trainer systematisch Leichtathleten gedopt haben und Funktionäre Bescheid wussten. Daraufhin empfahl die Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Kommission (Wada) dem Weltverband der Leichathletik (IAAF), Russland auf unbestimmte Zeit von allen Wettbewerben auszuschließen.