In der Reihe "Was wären wir ohne euch" stellen wir Menschen vor, die erstaunlichen Berufen nachgehen. Sofia Koskeridou fertigt Epithesen an. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende Nr. 26/2022. Lesen Sie hier die aktuelle Ausgabe.
ZEIT ONLINE: Frau Koskeridou, als Epithetikerin modellieren Sie für Patientinnen und Patienten fehlende Körperteile nach und fertigen sogenannte Epithesen an – ein sehr intimer Prozess. Wie gehen Sie damit um?
Sofia Koskeridou: Ich erinnere mich noch an meinen ersten Patienten, ich war damals im
Praktikum, ihm fehlte die Nase. Das heißt, dass ich ihm quasi bis in den Kopf
schauen konnte – für mich ein bis dato ungewöhnlicher Anblick. Aber ich habe
mir nichts anmerken lassen. In meinem Job muss man die eigene Mimik unter
Kontrolle haben, das heißt, die eigenen Emotionen verbergen. Die Menschen, die
zu mir kommen, haben meist einen langen Leidensweg hinter sich, sind
verunsichert, sie fühlen sich entstellt – ich will ihnen das Gefühl geben, gut
aufgehoben zu sein. Deswegen gehen dem ersten Termin in meinem Institut meist
auch mehrere Telefonate voraus. Wir nähern uns behutsam an.