Nach mehr als vier Jahrzehnten nehmen Israel und der Tschad wieder diplomatische Beziehungen auf. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu besuchte am Sonntag das Land in der Sahelzone. Gemeinsam mit Präsidenten Idriss Déby verkündete er in der Hauptstadt N'Djamena die Wiederaufnahme der Beziehungen. Der mehrheitlich muslimische Tschad hatte die diplomatischen Beziehungen zu Israel 1972 abgebrochen. Aufgrund des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern hatten in den Siebzigerjahren eine Reihe von afrikanischen Ländern die Verbindung zu Israel abgebrochen.

Außenpolitischer Erfolg für Netanjahu

Israel bemüht sich seit einiger Zeit um bessere Beziehungen zu arabischen und muslimischen Staaten. So wurde die Nachricht in Israel als außenpolitischer Erfolg Netanjahus vor der Parlamentswahl im April gewertet. Netanjahu sprach vor seiner Abreise von einem "historischen und wichtigen Durchbruch". "Dies ist Teil der Revolution, die wir in der arabischen und islamischen Welt vollziehen", sagte er. Weitere Länder würden folgen. Der Iran und die Palästinenser hätten vergeblich versucht, die Wiederaufnahme der Beziehungen zum Tschad zu blockieren, sagte er.

Déby hatte Israel bereits im November überraschend besucht. Mit Netanjahu sprach er über einen gemeinsamen Kampf gegen den Terror sowie über eine stärkere Zusammenarbeit beider Länder in den Bereichen Landwirtschaft, Grenzschutz, Technologie, Solarenergie, Wasserversorgung und Gesundheit. Israel hatte den ersten Besuch eines Präsidenten des Tschad als historisch und "diplomatischen Durchbruch" eingestuft.

Netanjahu hat Afrika seit 2016 bereits dreimal besucht. Er reiste unter anderem nach Uganda, Kenia, Ruanda und Äthiopien, um die Beziehungen zu verbessern.

Déby regiert das Land, das unter anderem an Libyen, Niger und den Sudan grenzt, seit Anfang der Neunzigerjahre. Er erließ repressive Gesetze und veranlasste eine Verfassungsänderung, die ihm mehr Macht gab. Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus in Nigeria und der Sahelzone ist der Tschad ein wichtiger Verbündeter des Westens. Mit seinen rund 14 Millionen Einwohnern gehört der Staat einem UN-Index zufolge zu den drei ärmsten Ländern der Welt.