Klimaaktivistinnen der Letzten Generation und von Fridays for Future haben auf dem Z2X-Festival deutliche Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung geübt. Die Klimabewegung fühle sich nicht gut durch die Grünen vertreten, sagte Pauline Brünger, Aktivistin und Sprecherin von Fridays for Future, im Gespräch mit Grünenpolitikerin Renate Künast. Das Klimaschutzgesetz, das 2019 von einer schwarz-roten Regierung verabschiedet wurde, solle nun von einer Regierung mit Grünenbeteiligung aufgeweicht werden.

Carla Hinrichs, Aktivistin und Sprecherin von der Letzten Generation, forderte mehr Ehrlichkeit in der Klimapolitik: "Was mir fehlt, ist das große ehrliche Eingeständnis, dass die Situation so dramatisch ist, wie sie gerade ist und dass das, was wir gerade tun, nicht ausreichend ist", sagte sie.

Grünenpolitikerin Künast gab ihr recht: "Die Situation ist schwer. Das, was wir tun, reicht nicht aus." Auch sie sei nicht immer glücklich mit den Entscheidungen. Sie sei als Politikerin jedoch in einer anderen Position als die Aktivistinnen und Aktivisten. "Wir haben dieselben Ziele, der Punkt ist nur, dass ich an einer anderen Stelle stehe", sagte Künast. Bewegungen müssten "antreiben und einfordern", sie als Politikerin müsse "eine Mehrheit herstellen". 

"Keine Frage von Mehrheiten"

Hinrichs von der Letzten Generation widersprach. "Das ist keine Frage von Mehrheiten, das ist eine Frage von 'stehen wir hinter der Verfassung?'", sagte sie. Es sei eine Regierung im Amt, der bezeugt werden würde, dass sie gerade die Verfassung breche. "Diskutieren wir dann ernsthaft über Mehrheiten für Verfassungsschutz?", sagte die Aktivistin. Es gebe Dinge, die auch mit Mehrheit nicht rechtens seien.

Dennoch waren sich Hinrichs, Brünger und Künast einig, die gleichen Ziele zu verfolgen. "Was uns als Menschen verbindet, ist dieser große Schmerz oder die Wut oder die Angst, (...) die wir fühlen, wenn wir darauf blicken, was in den letzten Jahren verpasst wurde und was passieren wird und was auch jetzt schon passiert, wenn die Klimakrise weiter eskaliert", sagte Hinrichs von der Letzten Generation.

"Irgendwann muss auch einer einen Beschluss fassen"

Künast sagte, sich durch Klimabewegungen unterstützt zu fühlen, "weil wir das gleiche Problem haben". Es sei "kein Selbstzweck", auf die Straße zu gehen, "sondern man möchte ein Ziel erreichen". Doch eine Bewegung allein reiche auch nicht aus, sagte die Grünenpolitikerin, und verwies auf die Geschichte ihrer Partei. "Irgendwann muss auch einer einen Beschluss fassen."

Eine bestimmte Protestform, die am besten funktioniert, sieht Künast nicht. "Ich habe das Gefühl, es gibt nicht die eine." Brünger von Fridays for Future positionierte sich ähnlich. "Es wäre eine Farce, zu glauben, es würde eine Lösung geben", sagte sie. Man müsse sich anschauen, in welche Phase des Kampfs gegen die Klimakrise man gerade stehe – und immer wieder neu evaluieren: "Was ist denn der Protest, der gerade diesem Moment angemessen ist?" Das könne man nicht pauschalisieren, sagte Brünger.

Das Z2X-Festival von ZEIT ONLINE richtet sich an junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren. In verschiedenen Formaten werden dort die drängenden Fragen unserer Zeit diskutiert – und Ideen entwickelt, die unser Leben besser machen. Das diesjährige Z2X-Festival findet an diesem Samstag in Berlin statt.

Neben Künast, Hinrichs und Brünger sind unter anderem Aktivist Jakob Springfeld und Psychologe Umut Özdemir zu Gast. Informieren Sie sich hier über das Festivalprogramm.