Anzeige

WM 2018 Rätselhafte Formschwäche: Was ist bloß mit Thomas Müller los?

Thomas Müller im Spiel gegen Mexiko
Thomas Müller verzweifelt während des Spiels gegen Mexiko
© Alexander Hassenstein / Getty Images
Thomas Müller gibt Rätsel auf. Der Star vergangener Turniere kämpft in Russland verzweifelt um seine WM-Form. Trotz seines enttäuschenden Starts will er gegen Schweden "mit breiter Brust" auftreten. Kapitän Neuer sieht die Riege um sich und Müller besonders gefordert.

Was ist bloß mit Thomas Müller los? Statt wie bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 mit einem explosiven Start gleich zu den Topstars des Turniers zu avancieren, hängt der WM-Spezialist durch. "Wir müssen trotzdem mit breiter Brust in die kommenden zwei Spiele gehen und zeigen, wer wir sind", sagte der erfolgreichste aller aktiven WM-Torjäger zwischen dem enttäuschenden WM-Start gegen Mexiko und der nächsten Partie gegen Schweden. Negative Gedanken wischte er kurzerhand beiseite: "Wenn wir so denken würden, könnten wir alle gleich nach Hause fahren." 

Fünf Tore in Südafrika 2010, fünf Tore auf dem Weg zum Triumph in Brasilien - mit insgesamt zehn Treffern wären in der von Miroslav Klose (16 Tore) angeführten Bestenliste eigentlich Pelé (12), Just Fontaine (13) und Gerd Müller (14) in Reichweite. Doch anstatt Fragen über Rekorde zu beantworten, muss die Münchner Führungskraft die Schaffenskrise in der Vier-Sterne-Mannschaft erklären. Und seine eigene.

Neuer nimmt Führungsspieler in die Pflicht

"Alle übernehmen eine Verantwortung, die Führungsspieler aber noch mehr", sagte Kapitän und Clubkollege Manuel Neuer. Der 32-Jährige nahm die Weltmeisterriege um sich und Müller vier Tage vor dem Spiel gegen Schweden am Samstag in Sotschi besonders in die Pflicht.

Phantomauftritte von Müller gibt es immer wieder. Doch der Instinktfußballer ist wie fast kein Zweiter in der Lage, aus dem Nichts heraus zu treffen. Die überraschenden Laufwege und die oft profanen Tore machen aus seinen Mannschaften plötzlich Sieger. Deshalb ist der vom früheren Bayern-Trainer Louis van Gaal zum "Müller-spielt-immer" gekürte Profi aus der Startelf in Club und Nationalteam eigentlich nicht wegzudenken. Eigentlich.

Gegen Schweden ohne Thomas Müller in der Startelf?

Nach dem 0:1 gegen die Lateinamerikaner muss Joachim Löw über personelle Umstellungen nachdenken, die auch Müller betreffen könnten. Ihn aus der Anfangsformation zu nehmen, ist zwar nicht die erste Option für Löw. Doch nachdem das 92. Länderspiel vielleicht Müllers schlechtestes war, ist diese überraschende Maßnahme gegen die Skandinavier nicht ausgeschlossen.

Gegen die Lateinamerikaner war nichts vom WM-Müller zu sehen. Seine nur 69 Ballkontakte endeten zu oft in den Füßen des Gegners. Die viel gerühmten Schleich- und Laufwege waren auch nicht vom Erfolg gekrönt. "Ich versuche, mich in Position zu bringen, den Abschluss zu suchen oder Tore vorzubereiten. Aber ein Spiel ist eben kein Wunschkonzert", sagte der (noch) verhinderte Turniertorjäger.

Die rechte Seite war gegen Mexiko die Schwachstelle

Die hyperaktiven Vorstöße des nominellen Rechtsverteidigers Joshua Kimmich nahmen zusätzlich Platz für Entfaltungsmöglichkeiten auf der rechten Seite. Viel schlimmer noch: Sie luden vor allem auf der Kimmich-Müller-Seite zu Kontern ein. "Wir haben die letzten zwei Wochen aber nicht faul rumgelegen, sondern haben versucht, daran zu arbeiten", sagte der 28-jährige Müller.

Im Trainingslager und in Watutinki schuftete Müller verbissen für die richtige Turnierverfassung - bislang ohne den durchschlagenden Erfolg. "Es liegt nicht daran, dass wir nicht wollen, sondern dass wir die falschen Dinge zur falschen Zeit machen", sagte Müller. Dafür steht er zum WM-Auftakt exemplarisch.

Thomas Müller war im Spiel gegen Mexiko kaum zu sehen

Müller unsichtbar, aber einer war ein Totalausfall - das DFB-Team in der Einzelkritik

01:38 min
lui / Christian Kunz und Jens Mende DPA
VG-Wort Pixel