Elegante Kleidung, Frauen mit Lippenstift, Puder und Schminke sowie Häftlinge, die abgemagert angekommen seien und sich mit der Zeit "herausgefuttert" hätten, vor allem aber: "nicht die geringsten Anzeichen von Massenvergasungen". So stellte der einst in Auschwitz stationierte ehemalige SS-Sonderführer Thies Christophersen die Verhältnisse dar, die im letzten Kriegsjahr dort geherrscht haben sollen. Die Auschwitz-Lüge nannte er seine 1973 gedruckte Broschüre.

Der Titel war Programm. Keine verschämte autobiografische Rechtfertigungsschrift hatte Christophersen verfasst, sondern einen Frontalangriff auf das etablierte Geschichtswissen. Sein Protegé, der Hamburger Neonazi Michael Kühnen, potenzierte die öffentliche Wirkung der Broschüre: Im Mai 1978 marschierte Kühnen, damals 22 Jahre alt, mit Angehörigen einer von ihm geführten Neonazi-Gruppe in der Hamburger Innenstadt auf. Sie trugen Eselsmasken über dem Kopf und Schilder um den Hals, auf denen zu lesen war: "Ich Esel glaube noch, daß in deutschen KZs Juden 'vergast' wurden". Bis heute wirkt diese Aktion nach und verleitet dazu, Holocaust-Leugnung allein mit rechtsextremistischer Propaganda gleichzusetzen.