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Reddit Hochbegabte über die Schattenseiten ihrer Fähigkeiten: "Ich war ein kleiner Idiot"

Kind am Laptop
Das Leben als Wunderkind bringt auch Schwierigkeiten mit sich
© VioletaStoimenova / Getty Images
Hochbegabte Kinder gelten in der Schule als etwas Besonderes. Später müssen sie oft feststellen, dass ihre besonderen Fähigkeiten auch Nachteile mit sich bringen – im Berufsleben, aber auch in sozialer und emotionaler Hinsicht.

Die intellektuellen Leistungen, die manche schon im Kindesalter vollbringen, erscheinen Normalsterblichen schier unglaublich. Hochbegabte Menschen verfügen in bestimmten Bereichen über Fähigkeiten, mit denen sie anderen weit überlegen sind. Das bringt sie allerdings auch in eine Situation, die für Außenstehende oft schwer nachzuvollziehen ist.

In einem Reddit-Thread haben verschiedene Hochbegabte davon erzählt, wie sich ihre besonderen Fähigkeiten auf ihr Leben ausgewirkt haben – und vor allem davon, wo die Schattenseiten liegen. Denn wer in Schule und Familie eine Sonderstellung genossen hat, muss später oft mühsam lernen, sich im Leben zurechtzufinden.

Hochbegabte müssen sich ans Arbeitsleben gewöhnen

Viele Kinder mit außergewöhnlichen Fähigkeiten fühlen sich im Unterricht eher unterfordert. Ihnen fällt das Lernen leicht, sie müssen wenig Mühe investieren. Das kann sich später rächen, lässt ein User durchblicken: "Ich hatte eine furchtbare Arbeitseinstellung, weil mir in der Schule vermittelt wurde, dass ich schlauer bin als andere und ich mich nicht so anstrengen muss." Doch nicht erst im Berufsleben kann das problematisch werden. Schon das Studium erfordert oft mehr Arbeit. "An der Universität falle ich bei den meisten Prüfungen im ersten Versuch durch, weil ich nie wirklich gelernt habe, wie man lernt", erzählt ein Hochbegabter.

Auch sei es schwierig, sich selbst zu organisieren, wenn lange Zeit alles praktisch von selbst geklappt habe, berichtet jemand auf Reddit: "Früher hatte ich einfach alles im Kopf. Jetzt sind so viele Dinge los, dass es unmöglich ist, sich alles zu merken." 

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"Ich war immer der Jüngste"

Noch einschneidender aber erleben viele die Folgen für das eigene Sozialleben und die Persönlichkeit. So sehen einige die Praxis kritisch, dass Hochbegabte in der Schule Klassen überspringen. Dadurch habe ihnen die Zeit gefehlt, sich während ihrer Schullaufbahn emotional und sozial zu entwickeln. Als Ergebnis hinkt die Sozialkompetenz oft dem Bildungsstand hinterher. Auch die Beziehungen zu Freunden leiden darunter, wenn Schüler:innen oft die Klassen wechseln. "Intellektuell war ich allen meinen Freunden weit überlegen, emotional und sozial aber nicht. Ich war immer der Jüngste. Als meine Freunde Auto fahren konnte, durfte ich das nicht. Als sie bestimmte Filme sehen durften, ging das bei mir nicht", beschreibt ein User seine Erfahrungen.

Auffällig ist die Menge an Berichten, in denen Hochbegabte erzählen, wie abhängig sie sich als Person von ihren Leistungen gemacht haben – und von den Erwartungen, die aus ihrem besonderen Talent resultierten. Zum Beispiel von Eltern und Lehrern: "Ich habe immer einen immensen Druck aus meiner Familie gespürt, meine Gabe, mit der ich geboren wurde, nicht zu verschwenden", berichtet ein User. "Es gibt einen außergewöhnlichen Druck, die vorherigen Leistungen zu bestätigen. Wenn man nur leicht nachlässt, hat das sofort Auswirkungen auf deinen Status", schreibt jemand anders.

Viele finden sich nach der Schulzeit doch im Durchschnitt wieder

Auch in Sachen Selbstwert müssen sich viele Hochbegabte im Laufe ihres Lebens anders definieren. Irgendwann sind nicht mehr Noten das Maß aller Dinge. "Jetzt, wo ich nicht mehr zur Schule gehe, merke ich erst, wie sehr mein Selbstwert von meinen Zensuren abhing", gesteht jemand. Sicherlich führt auch das dazu, dass sich Hochbegabte mitunter arrogant und überheblich benehmen. "Ich war stolz auf meine intellektuellen Fähigkeiten und habe auf viele meiner Freunde heruntergeschaut. Jetzt verstehe ich, dass ich ein kleiner Idiot war, auch wenn ich nett getan habe." 

Doch nicht jeder, der in der Schule zu den Besten gehört hatte, zählt im großen Kontext wirklich zu den Herausragenden in seinem Bereich. So mussten viele Top-Schüler feststellen, dass sie an der Universität oder im Beruf eben doch eher Durchschnitt waren – oft eine schmerzhafte Erkenntnis. "Jeder in meinem Studiengang war mal 'das schlaue Kind'", schreibt jemand, der diese Erfahrung gemacht hat. "Manche Leute haben Schwierigkeiten, sich an ein Umfeld zu gewöhnen, in dem sie einfach nur als ganz normal gelten."

Quelle: Reddit

epp

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