Drei Tage hat Burkhard Bruchhaus extreme Kopfschmerzen. Er ignoriert sie. Schließlich ist er gerade mit seiner Frau im Ski-Urlaub. Vermutlich ist es der Stress, der gerade von ihm abfällt. Bruchhaus arbeitet als Vertriebsleiter für ein metallverarbeitendes Unternehmen. 60-Stunden-Wochen sind bei ihm keine Seltenheit.

Dann passiert es: Morgens um 10 Uhr fällt Bruchhaus auf dem Weg zum Lift einfach um. Er liegt am Boden, sieht seine Frau, die sich neben ihn kniet, jemand zieht ihm die Skier aus. Der 38-Jährige bekommt das alles mit, ist bei vollem Bewusstsein, kann sich jedoch nicht bewegen. Schmerzen hat er keine, aber sein Körper gehorcht ihm nicht mehr. Dann kommt der Notarzt und Bruchhaus wird mit dem Hubschrauber nach Innsbruck ins Krankenhaus transportiert. Diagnose: Schlaganfall.

Ausgelöst werden Schlaganfälle meist durch ein Blutgerinnsel, das im Gehirn ein Gefäß verstopft und damit die Sauerstoffversorgung verhindert. Solche Gerinnsel können im Gehirn selbst entstehen oder sie wandern aus einem anderen Teil des Körpers über den Blutkreislauf ins Gehirn. Je länger eine Durchblutungsstörung im Gehirn anhält, desto größer ist meist der Schaden. Manchmal zerreißen auch Gefäße und Blut tritt aus – auch das nennt man Schlaganfall.

Jeder dritte Schlaganfallpatient wird depressiv

Bruchhaus Gehirn ist durch den Schlaganfall nachhaltig geschädigt. Er ist halbseitig gelähmt, kann seinen rechten Arm nicht mehr bewegen. Das Sprechen fällt dem 38-Jährigen schwer. Zur Behandlung geben die Ärzte ihm Blutverdünner. Dazu ein Beruhigungsmittel. Als es Bruchhaus nach gut zwei Wochen besser geht, verlegen die Ärzte ihn nach Deutschland. Erst auf die Stroke-Unit der Uni Klinik Essen, zwei Wochen später in die MediClin Fachklinik am Rhein. Die Akutversorgung ist vorbei, nun geht es um die Rehabilitation. Mit dem Chefarzt der Neurologie Mario Siebler bespricht er, wie es weitergehen soll. Dann schlägt Siebler ihm die Behandlung mit Antidepressiva vor – prophylaktisch.

Denn tatsächlich sind viele Menschen nach einem Hirnschlag nicht nur motorisch beeinträchtigt. Manche bekommen auch kognitive Probleme. Und allein jeder Dritte entwickelt eine handfeste Depression, die sogenannte Post Stroke Depression (PSD) (International Journal of Stroke: Hackett & Pickles, 2014). Anders als bei anderen Depressionen tritt die Depression als direkte Folge des Schlaganfalls auf. "Entscheidend ist die zeitliche Bindung", sagt Matthias Endres, Direktor der Klinik für Neurologie an der Berliner Charité. Dementsprechend anders verläuft auch die Therapie. Bei der PSD geht es nämlich nicht nur darum, die Depression selbst zu lindern, ebenso wichtig ist die Behandlung des Schlaganfalls und dass die Betroffenen wieder lernen, eigenständig zu essen, zu laufen und zu sprechen.