"Mit Fischen kann man nicht sprechen, mit Patienten schon. Und ich mag es, mit Patienten zu sprechen", sagt der Schlafmediziner Ingo Fietze im Podcast. © privat

Was wir ein Drittel unseres Lebens machen? Schlafen! Jedenfalls wenn’s gut läuft. Warum tut der Mensch es überhaupt, wie viele Stunden sind genug und was hilft, wenn wir abends nicht einschlafen können und morgens wie gerädert aufwachen? Diesen und weiteren Fragen widmet ZEIT ONLINE den Schwerpunkt "Besser schlafen".

"Anfangs wurde ich mit meiner Arbeit nicht ernst genommen", sagt der Schlafmediziner Ingo Fietze im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Der 58-Jährige leitet das schlafmedizinische Zentrum der Charité in Berlin und berät unter anderem die Tänzer des Staatsballetts Berlin und das Olympiateam der Leichtathleten zum Thema Schlaf. Im Podcast erzählt er, dass es vor 30 Jahren, als er das erste Schlaflabor gründete, nicht immer leicht war. "Die Schlafmedizin war damals ein Randgebiet", sagt er. Dabei sei schlechter Schlaf eine Erkrankung, genauso wie Bluthochdruck, ein Magengeschwür oder Krebs.

Fietze, der in Cottbus geboren wurde, wollte eigentlich Meeresbiologe werden. Doch da er keinen Studienplatz bekam, studierte er Medizin in Moskau. Der Vorteil an seinem Beruf: "Mit Fischen kann man nicht sprechen, mit Patienten schon. Und ich mag es, mit Patienten zu sprechen", sagt er.

"Eines meiner Vorhaben ist: mehr Entspannung."
Ingo Fietze, Schlafforscher

Längst ist die Schlafmedizin kein Randgebiet mehr. Jeder Zehnte in Deutschland leidet unter chronischen Schlafstörungen, jeder Dritte schläft nicht gut. Anders als früher seien heute viele seiner Patienten erst 20 Jahre alt, sagt Fietze. Der Auslöser dafür sei häufig Stress. Das kennt er selbst. "Wenn ich mein Arbeitspensum mit dem vergleiche, was ich vor 15 Jahren gemacht habe, dann habe ich damals gefaulenzt", sagt Fietze. Unter der Woche ist er im Krankenhaus, an den Wochenenden schreibt er oft. Gerade ist sein drittes Buch erschienen, Die übermüdete Gesellschaft. Sein Schlaf sei nicht mehr der beste. Er sagt: "Eines meiner Vorhaben ist: mehr Entspannung."

Dass Topmanager heute proklamieren, wenig zu schlafen und noch früher aufzustehen, um mehr zu schaffen, findet Fietze gefährlich. "Die sollten lieber sagen: Schlafen ist wichtig, und ihren Mitarbeitern anbieten, eine Mittagspause einzulegen." Doch Schlaf sei immer noch unsexy. Er selbst mache regelmäßig ein Nickerchen im Büro – auf seiner Tastatur. Wenn man unbequem einschlafe, wache man ohnehin nach ein paar Minuten auf und sei für die nächsten Stunden wieder fit.

"Ich habe das Chefsein nie gelernt."

Fietze arbeitet zusammen mit vier Ärzten, vier medizinisch-technischen Assistenten, neun Krankenschwestern und 20 Studenten. Auf die Frage, ob er ein guter Chef sei, sagt er: "Ich habe das Chefsein nie gelernt." Sein Defizit als Chef: Er kommuniziere zu wenig mit seinen Leuten. "Ich verstecke mich dahinter, dass ich keine Zeit habe, mich darum zu kümmern, und dass meine Kolleginnen und Kollegen schon wissen, was sie zu machen haben." Dabei wisse er eigentlich, dass er mehr Energie da reinstecken müsse, mit seinem Team zu sprechen. Er sagt: "Daran muss ich arbeiten."

Das Konzept unseres Podcasts Frisch an die Arbeit fußt auf dem berühmten Fragebogen von Max Frisch – wir haben ihn umgeschrieben und an die Arbeitswelt angepasst. Sie, liebe Leserinnen und Leser, können den Fragebogen zum Podcast hier auch selbst ausfüllen.