Die Äußerungen von Sängerin Nena beim Open Air im brandenburgischen Schönefeld haben erste Konsequenzen für den Star: Ein für den September geplanter Auftritt der Künstlerin in Wetzlar (Hessen) wurde von Veranstalterseite nun abgesagt. Das berichtet die „Gießener Allgemeinen“.
Nena hätte ursprünglich am 13. September in der Stadt auftreten sollen. Als Grund für seine Entscheidung nennt der Veranstalter der Strandkorb-Open-Air-Reihe die Aussagen der Sängerin in Schönefeld, in dem diese zum Ungehorsam gegen das Hygienekonzept aufgerufen hatte.
Auf Videomitschnitten aus dem Publikum ist zu sehen, wie die 61-Jährige sagte: „Mir wird gedroht, (...) dass sie die Show abbrechen, weil ihr nicht in eure (...) Boxen geht.“ Die Zuschauer mussten sich bei der Veranstaltung in Gruppen in eigens abgetrennten Parzellen (den sogenannten „Cubes“) aufhalten, die aus leeren, übereinandergestapelten Getränkekisten bestanden.
Weiter erklärte Nena: „Ich überlasse es in eurer Verantwortung, ob ihr das tut oder nicht. Es darf jeder frei entscheiden, genauso wie jeder frei entscheiden darf, ob er sich impfen lässt oder nicht.“ Später rief die Sängerin noch „Ich habe die Schnauze voll davon“ in die Menge.
Auch Helge Schneider hatte das Open Air abgesagt
„Es war uns wichtig und daher auch bereits im Vorfeld vertraglich vereinbart, dass die Konzerte nicht als politische Bühne genutzt werden dürfen“, erklärte der Veranstalter nun der „Gießener Allgemeinen“. Nenas Einstellung zum Veranstaltungsformat stimme ganz offenkundig nicht mit dem Hygiene- und Sicherheitskonzept der Konzertreihe überein. Der Veranstalter der Strandkorb Open Airs distanzierte sich zudem „von den Aussagen und dem Auftreten“ der Künstlerin.
Strandkorb Open Air verkündete die Absage auch selbst auf seiner Facebook-Seite, betonte aber, diese sei „im Einvernehmen“ mit der Künstlerin geschehen.
Detail am Rande: Jüngst verzweifelte auch Helge Schneider am Zuschauerabstand bei den Strandkorb Open Airs, er brach seinen Auftritt in Augsburg daraufhin ab.
Keine Verfügung von Ordnungsamt
Das Open-Air-Konzert in Brandenburg am Sonntag wurde ebenfalls vorzeitig beendet, vor einer möglichen Zugabe. Nach Angaben der örtlichen Verwaltung gab es aber „keine Verfügung des Ordnungsamtes, sondern eine Entscheidung des Veranstalters, das Konzert nach Abschluss des Hauptprogramms zu beenden“.
„Das war gegen 21.45 Uhr vor der Zugabe“, sagte Hilmar Ziegler, der Leiter des für das Ordnungsamt der Gemeinde Schönefeld zuständigen Dezernats.
Es seien zwar Mitarbeiter des Ordnungsamtes vor Ort gewesen, die aber nicht befugt gewesen seien, solche weitreichenden Entscheidungen zu fällen, sagte Ziegler am Montag. Veranstaltungen wie Konzerte dürften in Schönefeld zurzeit aber ohnehin nur bis 22 Uhr stattfinden. „Dazu gibt es eine Verfügung.“
Der Veranstalter wollte sich nicht weiter äußern und verwies auf den Bericht des „Tagesspiegels“, Nenas Management war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
„Bei mir ist jeder willkommen. Okay?“, sagte Nena laut einem Videoausschnitt des Konzerts. Das Ganze werde „politisiert“, erklärte sie. „Und das ist einfach vollkommen ätzend.“
Am Christopher Street Day sei es völlig okay gewesen, „dass 80.000 Leute eng aneinander auf der Straße waren“, sagte sie weiter. „Also schaltet den Strom aus oder holt mich mit der Polizei hier runter. (...) Ich hab‘ die Schnauze voll davon.“
Immer wieder Diskussionen um Nena
Nena hat in der Pandemie mehrfach für Diskussionen gesorgt. Im März veröffentlichte sie bei Instagram ein Video mit dem Titel „Danke Kassel“, nachdem in der Stadt Tausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen waren.
Im Oktober löste Nena mit einem Post auf Instagram Diskussionen über mögliche Verschwörungstheorien aus, betonte aber, dass sie nicht als Corona-Leugnerin verstanden werden wolle. „Ich habe meinen tiefen Glauben an Gott. Daher kommt mein Vertrauen ins Leben. Und ich habe meinen gesunden Menschenverstand, der die Informationen und die Panikmache, die von außen auf uns einströmen, in alle Einzelteile zerlegt“, schrieb die in Hamburg lebende Sängerin damals.
Insbesondere in den sozialen Medien wird ihr Auftritt und ihre Aussagen seitdem kritisch diskutiert. Viele Twitter-Nutzer zeigten sich enttäuscht von Nena, andere lobten die 61-Jährige für ihren Mut.