Mobbing gegen Leipzig-Profi Timo Werner beim Darts

Eine Show, die es besser nie gegeben hätte: Die Promi-Darts-WM wurde zum peinlichen TV-Spektakel. Moderator Joko Winterscheidt war nur eine Lachnummer, und Fußball-Profi Timo Werner wurde gemobbt.
Bei einer Show wie dieser durfte man schon mal fragen, wie das eine zum anderen kommt. ProSieben hatte für seine „Promi Darts WM 2017“ einem Profisportler wie Weltmeister Michael van Gerwen einen ehemaligen Profisportler wie etwa Tim Wiese ans Bein gebunden, um rund fünf Stunden inklusive mehr als eine Stunde Werbeblöcke über die Runden zu bringen.
Vielleicht hätte das alles noch etwas länger gedauert, wenn das Schwergewicht Reiner Calmund auch noch mit von der Partie gewesen wäre. Doch der 68-Jährige beklagte Trainingsrückstände. Eine Schleimbeutelentzündung, er sei nicht fit genug, alle hatten ein Einsehen. Auch Calmund, er hatte kurzerhand Mario Basler aufgetrieben, den er ersatzweise vor die Darts-Scheibe schickte.
So nahm ein paar Tage nach der echten Darts-WM in Londons kultigem Ally Pally das Ganze nun in einem Ballsaal eines Düsseldorfer Hotels irgendwie seinen Lauf. Ein heillos überforderter Moderator, die Stars der Szene, ein paar Alt-Promis wie Lothar Matthäus samt selbst gewählten Kampfnamen („Il grande“) – und natürlich ein bierseliges Publikum. Fertig ist die Samstagabend-Show. Immerhin, sagte der Hamburger Promi-Koch Tim Mälzer sei das „nicht so ein Silikontitten-Event wie sonst bei ProSieben“.
Joko Winterscheidt entglitt alles
Man muss ja nicht die große Moralkeule schwingen, aber etwas mit Silikon wäre vermutlich sittsamer abgelaufen als dieser Abend. Denn Moderator Joko Winterscheidt wirkte wie eine dieser Politessen auf einer vierspurigen Kreuzung in Bangkok, die den um sie herumschwirrenden Verkehr von Motorrollern, Taxis und Tuk-Tuks frappierend beiläufig passieren lässt.
Wo war die Grenze? Nicht erkennbar. Schon gar nicht die des guten Geschmacks. Das animiert ein trunkenes Publikum natürlich, es adaptiert alles gierig, was es schon mal vorgesetzt bekam. Als etwa Schlagersängerin Stefanie Hertel („Über jedes Bacherl geht a Brückerl“) sang, da tönte es aus dem Publikum: „Timo Werner ist ein Hurensohn“.
Wer nicht in den diesjährigen Gepflogenheiten bei der wahren WM im Ally Pally bewandert ist, der braucht diesen Rückblick: Vor ein paar Tagen intonierten deutsche Besucher schon mal diesen Schmähgesang über den Fußballprofi Timo Werner von RB Leipzig. Seit seiner Schwalbe im Spiel gegen Schalke ist er der Buhmann der Bundesliga. Schon vor ein paar Tagen war es ein unangenehmer Auftritt deutscher Darts-Fans, nun wiederholte sich das Ganze erneut und ungebremst. Wenn einem quasi ein Ballermann-Hit gewidmet wird, grenzt das an Mobbing.
Doch es passte zu einer Sendung, die aus dem Ruder lief. Immerhin gab es nach einigen Rangeleien ums Regelwerk noch einen Sieger. Ex-Fußball-Profi und Neu-Wrestler Tim Wiese setzte sich nach hitziger Debatte mit Winterscheidt zusammen mit Weltmeister Michael van Gerwen durch. Das Duo triumphierte im Finale mit 3:0 Legs über den früheren Weltfußballer Matthäus und den schottischen Darts-Profi Peter Wright.
„Van Gerwen ist mehr als verdient Weltmeister“

Michael van Gerwen ist neuer Darts-Weltmeister. Überraschend deutlich hat er sich gegen Titelverteidiger Gary Anderson durchgesetzt. Martin Schindler - Deutscher Darts-Meister - über das Finale und die Faszination des einstigen Kneipensports.