Handball macht Spaß, die Sportart bietet Raum für alle: Große, Kleine, Schnelle, Kräftige, Schmächtige. Gefragt sind Dynamik und Athletik, aber auch Spielwitz und Ballgefühl. Und die ganz Mutigen gehen ins Tor.

Aber Handball wird nicht von allen gespielt. Offenbar spricht dieser Sport nur einen bestimmten Teil der deutschen Gesellschaft an, aus irgendwelchen Gründen fehlen Menschen mit Migrationshintergrund. Kinder und Enkel und Urenkel von Einwanderern treten selten in einen Handballverein ein. Während die deutsche Gesellschaft vielfältiger geworden ist, ist der Handball hauptsächlich autochthon deutsch geblieben.

Das könnte man politisch bedauern und sich den Sport multikultureller und integrativer wünschen. Auf jeden Fall jedoch lässt sich sagen, dass dem Sport so Nachwuchs und Talente verloren gehen. Das wissen und sagen auch Vertreter des Handballs.

Scharfe Kritik hat uns nach der aktuellen Eilenbergers Kabinenpredigt, unserer monatlichen Kolumne des Philosophen Wolfram Eilenberger, erreicht. Der DHB hat eine Stellungnahme verfasst, Experten haben Einspruch erhoben. Handballspieler und -fans fühlen sich persönlich angegriffen, Trainer und Ehrenamtliche in die rechte Ecke gestellt.

"Der Text ist zwar völlig überzogene Polemik und der Handball hat nichts mit der AfD zu tun", sagt auch der Sportsoziologe Klaus Cachay, "aber er hat, was die soziale Schließung der Sportart in Bezug auf Migranten anbelangt, einen wahren Kern." Cachay forscht an der Universität Bielefeld seit Jahren über Diversität im Sport.

Fußball ist voraus

Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Handballvereinen ist sehr gering, das haben seine Untersuchungen ergeben. Repräsentative Studien gibt es zwar nicht, aber Erhebungen bei nationalen Sichtungslehrgängen zeigen, dass man von etwa fünf Prozent ausgehen kann, inklusive EU-Ausländer.

In Großstädten wie Mannheim, Ludwigshafen, Frankfurt oder Hamburg hat rund die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen einen Migrationshintergrund. Nicht nur der Handball schafft es nicht, solche Kinder für sich zu gewinnen, bei Volleyball, Basketball, Hockey oder Leichtathletik ist es dasselbe.

Anders sieht es im Kampf- und Fitnesssport aus. Und beim Volkssport Nummer eins: In den Nachwuchsmannschaften der Fußballvereine liegt der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Schnitt bei rund vierzig Prozent, also acht Mal so hoch wie beim Handball. In der Nationalelf kicken Stars, die Gündoğan, Özil, Boateng oder Can mit Nachnamen heißen. Was heute selbstverständlich ist, war vor gut zehn Jahren noch ganz anders. Damals reagierte der ehemals stockkonservative DFB nach sportlichen Misserfolgen auf den demografischen Wandel.