Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Kai Wegner hat eine Frauenquote bei der Einreise von Flüchtlingen nach Deutschland vorgeschlagen. Derzeit kämen vor allem junge, häufig alleinstehende Männer ins Land. "Ein Überschuss an Männern kann eine Gesellschaft aus dem Gleichgewicht bringen", sagte Wegner. Dadurch sei das friedliche Zusammenleben gefährdet. "Eine Geschlechterquote, die faktisch eine Frauenquote wäre, würde das Gleichgewicht der Geschlechter herstellen."

Konkret schlug Wegner vor, ab 2018 jeden Monat zu ermitteln, wie viele erwachsene Männer und Frauen als Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Übersteigt die Zahl der Männer die der Frauen in einem Monat, sollten allein reisende Männer an der Grenze abgewiesen werden. Einreisen dürften dann nur noch Frauen, Kinder und Paare. Sobald das Verhältnis wieder ausgeglichen sei, solle die Grenze wieder für alle Flüchtlinge geöffnet werden.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Burkhard Lischka, kritisierte den Vorstoß scharf. "Die Forderung von Herrn Wegner ist völliger Nonsens", sagte Lischka ZEIT ONLINE. "Das Recht auf Asyl und der Schutz von Flüchtlingen gilt selbstverständlich für jeden Schutzsuchenden, egal ob Kind, Frau oder Mann. Wir klären die Schutzbedürftigkeit in einem rechtsstaatlichen Verfahren und zwar unabhängig vom Geschlecht der Betroffenen."

Auch der Asylrechtsexperte des Deutschen Anwaltvereins hält nichts von dem Plan. "Der Vorschlag verstößt – ebenso wie die Obergrenzen-Idee – gegen die Verfassung", sagte er ZEIT ONLINE. Einem männlichen Journalisten aus der Türkei, dem dort wegen seiner Tätigkeit der Prozess gemacht werden solle, könne man nicht unter Verweis auf eine Quote absprechen, sich auf die Genfer Flüchtlingskonvention zu berufen.

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl reagierte geradezu entsetzt auf den Vorschlag. "Ich hätte nicht gedacht, dass da im Bundestag jemand sitzt, der sich traut, so ein Positionspapier rauszugeben", sagte der Leiter der Abteilung Rechtspolitik bei Pro Asyl, Bernd Mesovic. Das Papier sei weder verfassungsrechtlich noch mit den Genfer Flüchtlingskonventionen vereinbar. Statt Frauen- und Kinderrechte zu stärken, diene die Idee nur zur selektiven Ausgrenzung und Diskriminierung.

Wegner hat sein Positionspapier allein verfasst. Insofern ist es bisher auch in der Union nur eine Einzelmeinung. Der Großstadtbeauftragte hofft aber, dass darüber in der Fraktion diskutiert werden wird.