Die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren hat sich mehr als verdoppelt. Von 2006 bis 2016 ist die Zahl der Plätze bundesweit auf knapp 720.000 gestiegen, das sind mehr als 400.000 neue Plätze. Diese Zahlen gehen aus einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Knapp ein Drittel der Kinder unter drei Jahren besucht eine Kindertageseinrichtung, einschließlich der Betreuung durch Tageseltern.

Das sind allerdings immer noch zu wenige Betreuungsplätze für Kleinkinder. 2016 meldeten Eltern Bedarf für knapp die Hälfte aller Kinder (46 Prozent) unter drei Jahren an. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) sagte, zusätzliche Plätze seien nötig, um den Bedarf etwa durch steigende Geburtenraten und zugewanderte Flüchtlingskinder zu decken. Auch bei der Qualität der Betreuung müsse mehr getan werden.

Die Ausgaben der öffentlichen Haushalte für die Kindertagesbetreuung haben sich nach Angaben des Ministeriums von 2005 bis 2015 mehr als verdoppelt und sind von 10,8 Milliarden auf 23,7 Milliarden Euro gestiegen. 

Bei der Zahl der Kinder unter drei Jahren pro Betreuer gibt es kaum Veränderungen. Kam 2012 rechnerisch auf 4,5 Kinder in einer Kita eine Vollzeitkraft, waren es 2016 vier Kinder. Bei den Kindern über drei Jahren sank der Schlüssel von 9,1 auf 8,6 Kinder. In den ostdeutschen Ländern liegt die Quote in dieser Altersgruppe durchgängig bei mehr als zehn Kindern pro Betreuer. 

Unterschiede in Ost und West

Dringenden Handlungsbedarf sieht Schwesig bei den Kosten für die Betreuung. "Es kann nicht sein, dass einige Kinder die Kita nicht besuchen können, weil die Eltern sich die Gebühren nicht leisten können." Gerade Kinder von Geringverdienern besuchten seltener eine Kita als Kinder aus Akademikerhaushalten. Bildung müsse von Anfang an kostenlos sein.

In Ostdeutschland geben nach wie vor mehr Eltern ihre Kinder unter drei Jahren in eine Tagesbetreuung als in Westdeutschland. Während 2016 insgesamt 32,7 Prozent der unter Dreijährigen Tagesbetreuung in Anspruch nahmen, waren es in den alten Bundesländern 28,1 und in den neuen Ländern 51,8 Prozent. Auch beim Bildungsstand der Eltern gibt es Unterschiede: Nur 16,4 Prozent der Eltern mit Hauptschulabschluss schickten ihre Kinder in die Kita oder zur Tagespflege, aber 37,7 Prozent der Eltern mit Hochschulreife.