Die Verantwortlichen des Hamburger SV hatten Bruno Labbadia ja noch eine "faire" letzte Chance gegeben, gegen Bayern München. Die hat er nicht genutzt. Sein Team verlor nach gutem Spiel letztlich doch mit 0:1. Ab sofort verzichtet der Fußballbundesligist nun auf die Dienste des Trainers.

Nach nur einem Punkt aus fünf Spielen teilte der Verein via Twitter die Trennung von dem 50-Jährigen mit. Nach Informationen von Sport1 soll der Club mit Markus Gisdol als Nachfolger nahezu einig sein. Der 47-Jährige war auch beim Nordrivalen Werder Bremen gehandelt worden. Gisdol hatte bis zum 26. Oktober 2015 Hoffenheim trainiert. Sein Ende dort kam wenige Tage nach einem 0:1 gegen den HSV.

Labbadia half auch nicht mehr, dass er den HSV am 15. April 2015 in nahezu auswegloser Lage übernommen und in der Relegation gegen den Karlsruher SC noch vor dem erstmaligen Abstieg aus der 1. Liga bewahrt hatte. 2015/16 führte er den Verein auf Rang zehn. Nach Investitionen von gut 30 Millionen Euro in neue Spieler ist die Erwartungshaltung aber stark gestiegen. HSV-Geldgeber Klaus Michael Kühne, der dem Club den Großteil seiner Zugänge finanziert hat, gab Platz sechs bis acht als Ziel aus. Davon ist der HSV weit entfernt.

Die Fans feierten Labbadia am Samstag noch mit Sprechchören

Der Abschied von Labbadia hatte sich nach dem 0:1 (0:0) des HSV gegen Meister Bayern München bereits angekündigt. Das obligatorische Auslaufen war am Sonntag bereits ausgefallen, stattdessen hatte sich Beiersdorfer ins Büro verzogen. Wenig später war die Entscheidung gefällt.

Auch der ordentliche Auftritt gegen die Bayern hatte Beiersdorfer nicht umstimmen können. "Nach der langen Vorbereitung und den bisherigen Spielen müssen wir konstatieren, dass unsere fußballerische Entwicklung insgesamt nicht unseren Vorstellungen entspricht", ergänzte Beiersdorfer mit Blick auf die desolate Ausbeute der letzten Wochen.

Einzig Volkes Stimme schien Beiersdorfer am Samstagabend noch zu bremsen, die Trennung zu verkünden. Offenbar sah er es als wenig schicklich an, sie bekanntzugeben, als zur selben Zeit die Fans Labbadia mit Sprechchören feierten.

Neun Kilometer mehr gerannt als die Bayern

Die Leistung des HSV am Samstag war indes kein Grund für eine sofortige Trennung. Gegen die Bayern hatten die Profis ein leidenschaftliches Bekenntnis für ihren Trainer abgegeben. Es war das beste Saisonspiel der Norddeutschen. "Die Mannschaft ist intakt", bekannte Torhüter René Adler, der eine Riesenpartie abgeliefert und reihenweise Torchancen der Bayern vereitelt hatte. Kapitän Johan Djourou beteuerte: "Wir stehen zu 100 Prozent hinter dem Trainer."

Der angeschlagenen Coach attestierte seinen Spielern, "kämpferisch und fußballerisch überzeugt" zu haben. Dass ihnen läppische zwei Minuten an der Punkteteilung fehlten, war besonders bitter. Die Hamburger waren rund neun Kilometer mehr gerannt als die Bayern.